Im Beitrag über RTL auf Wikipedia ist darüber noch nichts zu finden. Ist ja nicht das erste Mal, dass RTL mit solchen Methoden unangenehm auffällt. Ich hoffe, dass der Beitrag auf Wikipedia entsprechend erweitert wird. Mit dem Gerichtsurteil sollte es ja recht einfach sein, den Wahrheitsgehalt des Sachverhalts zu überprüfen. Ich finde es gut, dass wir über das Gerichtsurteil informiert wurden. Ihr habt jeden Anspruch darauf, dass die Community weiß, dass in dem Beitrag nicht nur gepfuscht, sondern auch bewusst manipuliert wurde.

Cyber-Grooming ist natürlich ein Problem, selbst dort, wo man es nicht erwarten würde (z.B. Fortnite). Ich kenne aber keine Plattform, die mehr um den Jugendschutz bemüht ist als Knuddels. Wer anderer Meinung ist, der sollte sich mal die überall nachlesbaren Maßnahmen zum Schutz der Jugend bei Knuddels ansehen und mal wirklich einen Vergleich starten. Umso schlimmer finde ich es, dass RTL gerade Knuddels ins Visier dieses falschen Experiments nahm und trotz dieser bewussten Manipulation nahm Knuddels den Beitrag als Anlass, die ohnehin guten Jugendschutzmaßanhmen noch weiter zu verbessern. Hier handelte Knuddels absolut vorbildlich und professionell. Und das alles sage ich nicht, weil ich Admin bin. Als Admin kann ich aber sagen, dass es einige Situationen gibt, bei denen man wirklich keinen Spaß versteht und kein Auge zudrückt und das Thema Jugendschutz gehört dazu.

Besonders unrealistisch fand ich, dass ein Kind einem anderen Chatter statt der Zahl 12 oder dem Wort zwölf die Bezeichnung zwol f schrieb. Sind wir mal ehrlich, welches Kind ist dermaßen fit in Sachen Technik, um zu wissen, wie ein solcher Filter unter Umständen funktionieren könnte und versucht anschließend eine solche Sicherheitsfunktion zu umgehen? Ich persönlich finde das recht unwahrscheinlich.

Warnung! Spoiler! (Etwas Offtopic)
Natürlich ist kein technischer Filter perfekt, aber die Maßnahmen erkennen mit Sicherheit bestimmte Inhalte in einem normalen Chatverlauf. Ich sehe beim Cyber-Grooming die Gefahr bei Messengerprogrammen, auf die auch gezielt ausgewichen wird. So liegt das offizielle Mindestalter von WhatsApp wie auch bei Knuddels bei 16 Jahren. Im Gegensatz zu Knuddels wird man bei WhatsApp aber nicht einmal danach gefragt (mehr dazu hier). Eine verpflichtende Altersverifikation, die auch hier oft gefordert wird, würde bei Messengerprogrammen schon einiges an Sicherheit bieten, vor allem in Kombination mit bestimmten Jugendschutzmaßnahmen (z.B. einer Altersprüfung beim "Adden" anderer WhatsApp-Nutzer). Da WhatsApp zu "Meta" gehört und dem Konzern in vielen Fällen Informationen über Familienangehörige vorliegen, könnte auch auf diesem Weg eine interessante technische Prüfung möglich werden. Daten werden dann mal sinnvoller genutzt als für bloße personalisierte Werbung, hurra! Die Altersangabe von 16 Jahren bei WhatsApp dient meiner Meinung nach lediglich als Versicherung, falls mal einem Kind etwas passiert. Dann kann WhatsApp sagen: "Das Kind hätte den Dienst doch sowieso nicht nutzen dürfen." Anders kann ich mir nicht erklären, dass man nicht einmal nach dem Alter gefragt wird. Eine Kindersicherung bei Messengerprogrammen wäre sicher eine Alternative. Genauso gut könnte es sinnvoll sein, wenn es zu einer Beratung aller Plattformbetreiber (inkl. Messengerdienste) zu diesem Problem käme. Letztendlich fällt das Thema in das Aufgabengebiet fast aller Plattformbetreiber.

Oftmals werden Bilder oder Videos ausgetauscht, mit denen Kinder und Minderjährige sogar erpressbar werden. Die Neugier der Kinder und Minderjährigen ist natürlich verständlich. Andererseits sollte es gar nicht erst zu einem Versand solcher Medien kommen. Gäbe es nun eine verpflichtende Altersüberprüfung durch Messengerprogramme (über die diese Daten verschickt werden können), könnte bei nachweislich Minderjährigen mittels Upload-Filter der Inhalt der Medien überprüft werden. Klar ist das eine Einschränkung, aber das sind alle Kindersicherungen. Insgesamt bin ich überzeugt davon, dass in Zusammenarbeit mit den Messengerdiensten deutlich mehr Jugendschutz möglich wäre.


Auch fand ich es damals schon eigenartig, dass die vermeintlich Minderjährigen nicht durch den bekannten Kontaktfilter geschützt wurden. Jugendliche können durch deutlich ältere nicht einfach mal so kontaktiert werden. Umso fragwürdiger fand ich es, dass RTL das mit einfachen Registrierungen hinbekam. Es stand für mich also damals schon fest, dass im Rahmen des Beitrags getrickst wurde.

Tatsächlich hat RTL die Inhalte bislang nicht alle entfernt. Sowohl auf SternTV als auch auf n-tv (gehört genau wie VOX zu RTL) ist noch genug zu finden. Auch auf Tag24 findet man noch einiges dazu. Und zum Schluss bleibt noch Wikipedia. Interessant ist hier, wann der Absatz dem Artikel hinzugefügt wurde. Auch wenn RTL den Beitrag aus der Mediathek entfernt hat, ändert es nichts daran, dass diese Falschinfo nach wie vor im Internet herumgeistert. Und ich habe nicht mal gründlich nachgesehen. Das Ganze findet man nach wenigen Sekunden googlen. Wenn man als Privatsender eine gute Story bringen muss, um Gewinn zu generieren, für diese gute Story aber nicht genügend Material hat, dann muss man halt schauen, wie man dieses heranschafft. Da RTL nicht durch die Rundfunkgebühren bezahlt wird, muss RTL halt selber sehen, wie das Geld eingeht und die eine oder andere falsche Story finanziert dann den Laden. Es gibt sogar Medienunternehmen, die verpflichtende Zahlungen nach einem Gerichsurteil im Umsatz mit einplanen.

Wir alle sollten also, wenn das Thema zur Sprache kommt, den Sachverhalt richtig stellen, denn RTL schafft das ja offenbar nicht. Letztendlich ist RTL ein Sender, der mit der Wahrheit (und mit Menschen) spielt, um Geld zu kassieren und dann nicht einmal das Rückgrat hat, nach einem Fehler diesen auch zu korrigieren.
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