Habe mir dieses Meisterwerk der Recherchekunst ebenfalls mal angesehen...
Ich kann nicht anders, ich muss meine Gedanken hierzu einfach in einen Artikel packen. :-D
Hier kommt also ein fiktives Interview im Namen des Kummerpropheten:

KP: Sie haben sich also intensiv mit dem Begriff Cyber-Grooming auseinandergesetzt. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?

Reporter (54): Nun, das Thema 'Internet' ist gerade bei der Jugend dauerhaft aktuell. Der letzte Bericht auf unserem Sender zu den uns bekannten Plattformen, die eine Onlinekommunikation ermöglichen, liegt schon einige Jahre zurück.

KP: Sie sprechen von mehreren Plattformen, zu sehen war allerdings nur Knuddels.de.

Reporter: Zunächst überdachten wir in zahlreichen Meetings die möglichen Suchbegriffe, hier einigten wir uns auf die Angabe 'größer Chat'. Nach intensiver Recherche in unseren Archiven sowie bei Google gelangten wir direkt zu der Plattform Knuddels.de.

KP: Haben Sie auch über die Möglichkeit nachgedacht, weitere Plattformen zu Vergleichszwecken in ihrem Beitrag zu untersuchen?

Reporter: Selbstverständlich. Unser Ziel ist eine faire, sachliche und neutrale Berichterstattung. Aus diesem Grund war für ca. 2,5 Sekunden der Messenger Whatsapp zu sehen.

KP: Strenggenommen unterscheidet sich Whatsapp aber stark von Knuddels.de. Haben Sie auch andere Chatplattformen untersucht?

Reporter: (nach einem kurzen nachdenklichen Blick) Wie gesagt, sämtliche uns bekannten Plattformen kamen in dem Beitrag vor. Nächste Frage bitte.

KP: Gut, ich möchte gerne auf ihren Beitrag näher eingehen. Dort erstellte sich eine Reporterin einen Nick mit falschen Altersangaben, um das Nutzerverhalten näher zu untersuchen. Sind Ihnen die Richtlinien zum Mindestalter bei Knuddels.de bekannt?

Reporter: Gemeinsam mit unserem Expertenteam erstellten wir auf der Basis wissenschaftlicher Langzeitstudien einen Nicknamen, der sehr wahrscheinlich die Namenswahl der Altersklasse 8-10 widerspiegeln sollte. Bei der Registrierung brauchten wir einige Anläufe, bis unser Alter akzeptiert wurde, dies geschah bei der Zahl 14.

KP: Eine Anmeldung ist auch erst ab dem jugendlichen Alter von 14 möglich.

Reporter: Nun, da wir uns intern auf die Altersangabe 13 geeinigt hatten, gaben wir dies in den Chatgesprächen auch an. Angedacht war der Nachweis pädophiler Neigungen, daher gaben wir Hinblick auf unsere Glaubwürdigkeit dieses Alter an. Der Begriff Hebephilie ist zu unbekannt für den Großteil unserer Zuschauer, diesen erachteten wir demnach als unpassend.

KP: Erwähnt wurde ebenfalls eine Stellungnahme, die sie von Knuddels.de erhalten haben. Können Sie uns hierzu etwas näheres sagen?

Reporter: Die Stellungnahme war sehr umfangreich und stellte sich als schwierige Lektüre für unsere Redaktion heraus, da sie einige Schachtelsätze enthielt. Wir entschieden uns daher, einen uns unverständlichen Teilsatz mit Textmarker hervorzuheben und explizit zu erwähnen.

KP: Dabei ging es um die angesprochenen Jugendschutzfilter. Was können Sie uns zu diesen sagen?

Reporter: Wir haben keine Filter gesehen und erhielten auch keinerlei Warnung.

KP: Die Meldung ergeht an die Administrative, eine Warnung wäre auch nur gegenüber des Beschuldigten sinnvoll.

Reporter Administrative? Das Wort fiel meines Wissens nach in dem erhaltenen Statement, dies war aber für die Berichterstattung unerheblich.

KP: Wie lange haben Sie sich im Rahmen ihrer Recherchearbeiten mit dem eigentlichen Chat sowie seinen Jugendschutzmaßnahmen befasst?

Reporter: Wir entdeckten eine Archivaufnahme aus dem Jahre 2013 zu der Verlinkung der Jugendschutzinformationen auf der Startseite. Die Verlinkung funktionierte zu diesem Zeitpunkt nicht. Also gingen wir folgerichtig davon aus, dass keinerlei Maßnahmen existieren und zeigten die Aufnahme im Beitrag, um unsere Hypothese zu untermauern.

KP: Wie war Ihr erster Eindruck nach dem ersten Login mit dem angelegten Nicknamen?

Reporter: Erschreckend. Direkt innerhalb der ersten zwei Sekunden erhielten wir zahlreiche Anfragen und Nachrichten von einem pädophilen alten Herrn namens James sowie einige Nachrichten, die allesamt das Wort 'Mentor' erhielten. Suspekt war, dass sie uns unter Vorspiegelung falscher Tatsachen und vermeintlich freundlichen Hilfsangeboten 'den Chat erklären' wollten. Diese User erachten wir einstimmig als gerissene Pädophile.

KP: In den letzten Minuten ihres Beitrags gingen Sie auf die schwierige Rechtslage ein, nach der Anzeigen nur dann gültig sind, wenn sie von den Betroffenen Jugendlichen selbst gemeldet werden. Viele wünschten sich, dass genauer auf diesen Ansatz eingegangen worden wäre.

Reporter: Das wäre ein anderes Thema, die Gesetzeslage war auch nicht das Ziel unserer Kritik. Unserer Meinung nach sind ausschließlich die Betreiber verantwortlich für die Missstände bezüglich des Cyber-Groomings.

KP: Haben Sie im Rahmen ihrer Berichterstellung auch über Lösungsvorschläge nachgedacht?

Reporter: Entschuldigung, ich muss nun zu einem dringenden Meeting. Nächste Woche berichten wir über die Gefahren von Killer-Videospielen. Es wird ausschließlich um Call of Duty gehen.

KP: Wir bedanken uns für das Interview!