Antwort auf: Ringu
Zu der Sache mit der Karte (Ich spoiler mal nicht, weil das meiner Meinung nach zum Teil seine Psyche erklärt): Ich bin mir ziemlich sicher, auch wenn ich mutmaßen muss, dass er sich bewusst für eine veraltete Karte entschieden hat. Denn hätte er gewusst, dass es zum Ersten im Umkreis von 15km mehrere Blockhütten von Ranger und zweitens flussabwärts eine Überquerungsmöglichkeit gegeben hätte, wäre die Wildnis für ihn de facto keine mehr, da er wüsste, dass es gewisse "Sicherheiten" gibt, auf die er sich im Notfall besinnen kann. In der wilden Natur bist aber nur Du deine einzige Sicherheit. Deswegen lehnt er doch auch Geld und andere materielle Güter ab. Insofern hat das für mich nichts mit mangelnder Intelligenz noch mit Naivität zu tun, sondern viel mehr mit eiserner Konsequenz.


Eiserne Konsequenz wäre dann doch gar keine Karte gewesen?


Antwort auf: Ringu
Nun kann man es wohl kaum einem Menschen zur Aufgabe machen, andere in seinem Sinn zu erziehen


Warum nicht? Bzw. warum sollte man selbst das nicht für sich beschließen? Hätte es das in der Geschichte nicht gegeben, wären der Gesellschaft fundamentale moralische Errungenschaften verlorengegangen, denkt man z.B. an Martin Luther King.

Antwort auf: Ringu
Ihn kotzte die Gesellschaft im Allgemeinen an, dass jeder jeden übertrumpfen will, besser sein will, egal, was es kostet und wie viele andere Menschen er dadurch unglücklich macht. Ums mal grob zu formulieren. Die Konsequenz, die er daraus zieht, finde ich dann folgerichtig.


Was war die Konsequenz? Weglaufen. Sich abspalten. Die Folge: Ein früher, unschöner Tod für ihn, ein Nullnutzen für die Gesellschaft. Er handelte selbst egoistisch, indem er diesem Fehler der Menschheit einfach den Rücken zukehrte und sich zurückzog. Würde ihm etwas an anderen liegen, hätte er wohl versucht, etwas am System zu ändern.

Antwort auf: Ringu
Und das ist der Punkt, wo Du (und Herr Tod wahrscheinlich auch) und ich nicht übereinkommen werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wenn man Träume hat, unerheblich, wie irrational und unrealistisch sie anderen Menschen erscheinen mögen (mal von wirklich unmöglich Praktikablem abgesehen), sollte man sie realisieren.


Ich stimme mit dir überein, dass man seine Träume verfolgen sollte, allerdings sollte man dabei auch fähig sein, realistisch zu denken. Es nützt dir nichts, wenn du alle deine Aktivitäten auf eine Utopie ausrichtest. Ich meine klar, theoretisch ist so gut wie alles realisierbar. Aber wenn du so denkst, wirst du deine Träume niemals verwirklichen können, da du Dinge erzwingen willst, die mit bloßem Willen nicht machbar sind. Es geistert hier im Forum ein Zitat in einer Signatur herum, das ich hierbei sehr treffend finde: Es geht nicht darum, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden. Du hast sicher damit Recht, dass sehr viele Leute ihre Träume nicht konsequent genug verfolgen und sie irgendwann aufgeben, was sehr schade ist. Aber genauso wirst du aufgeben, wenn du kompromisslos versuchst, deinen Traum zu erzwingen. Denn die Welt funktioniert nicht ohne Kompromisse und genau das ist es, was Extremisten nie verstehen, ganz gleich ob es religiöse, politische oder gesellschaftliche Extremisten sind.


Antwort auf: Ringu
Und selbst wenn man auf dem Weg scheitert, wie McCandless: Er hat viel neues erlebt, unglaubliche Menschen kennengelernt und mit seinen 24 Jahren wahrscheinlich ein erfüllteres Leben gelebt, als viele andere Menschen.


Gebe ich dir Recht, hat er sicher. Aber er hat auch ein weitaus weniger erfüllteres Leben gehabt als viele andere. Eben weil er so unnötig auf der extremen Schiene gefahren ist, das kritisiere ich hier. Nicht den Grundgedanken, sondern das Radikale.