Zu der Sache mit der Karte (Ich spoiler mal nicht, weil das meiner Meinung nach zum Teil seine Psyche erklärt): Ich bin mir ziemlich sicher, auch wenn ich mutmaßen muss, dass er sich bewusst für eine veraltete Karte entschieden hat. Denn hätte er gewusst, dass es zum Ersten im Umkreis von 15km mehrere Blockhütten von Ranger und zweitens flussabwärts eine Überquerungsmöglichkeit gegeben hätte, wäre die Wildnis für ihn de facto keine mehr, da er wüsste, dass es gewisse "Sicherheiten" gibt, auf die er sich im Notfall besinnen kann. In der wilden Natur bist aber nur Du deine einzige Sicherheit. Deswegen lehnt er doch auch Geld und andere materielle Güter ab. Insofern hat das für mich nichts mit mangelnder Intelligenz noch mit Naivität zu tun, sondern viel mehr mit eiserner Konsequenz.

Antwort auf: Herr Tod
Anstatt nach draußen in die Einsamkeit zu ziehen, sollte man die Menschen vielleicht dazu bringen, auf den Missbrauch des Fortschritts zu verzichten und fortschrittlich mit der Natur in der Natur zu leben.

Nun kann man es wohl kaum einem Menschen zur Aufgabe machen, andere in seinem Sinn zu erziehen. Und viele Menschen ziehen die Einsamkeit der Gesellschaft vor, gemäß dem Zitat (aus seinem Tagebuch): "Doch Sie haben unrecht, wenn sie denken, die Freude im Leben würde hauptsächlich aus menschlichen Beziehungen erwachsen. Gott hat sie überall um uns angelegt. Sie steckt überall drin, in allen Dingen, die wir fähig sind, zu erfahren. Die Menschen müssen nur ihre Sichtweise auf diese Dinge verändern."

Außerdem ging es McCandless doch gar nicht vorrangig um die böse Industrie; sicherlich war das mit ein Beweggrund. Ihn kotzte die Gesellschaft im Allgemeinen an, dass jeder jeden übertrumpfen will, besser sein will, egal, was es kostet und wie viele andere Menschen er dadurch unglücklich macht. Ums mal grob zu formulieren. Die Konsequenz, die er daraus zieht, finde ich dann folgerichtig.

Antwort auf: chrixix
Dieses Extreme, was viel Inspiration bietet, worin die Kraft des Filmes/Buches liegt, ist teilweise auch viel zu naiv. Zu idealisiert und Idealismus ist nicht das, worauf man seine Wüsche und Ziele aufbauen sollte.

Und das ist der Punkt, wo Du (und Herr Tod wahrscheinlich auch) und ich nicht übereinkommen werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wenn man Träume hat, unerheblich, wie irrational und unrealistisch sie anderen Menschen erscheinen mögen (mal von wirklich unmöglich Praktikablem abgesehen), sollte man sie realisieren. Es sind doch immer wieder nur die Konventionen und der gesellschaftliche Zwang, sich an Institutionen zu binden, die einen nur an der Verwirklichung seiner Träume hindern. Zu nennen sind hier primär Eltern, deren und letztlich auch die staatliche Erziehung, die logischerweise auf eine optimale Eingliederung in die Gesellschaft abzielt. Und die Menschen vernachlässigen mit der Zeit ihre echten Ziele, schieben sie auf, weil sie denken, sie würdens dann später vllt. nochmal machen (Quatsch) oder sie überbewerten dann im Alter die Meinungen anderer Menschen (OMG, die Nachbarn). Sie passen sich an, verfallen dem Alltagstrott und die einzige Quelle neuer Erfahrungen sind die RTL II News. Ich weiß, ich schweife ein wenig ab, aber das ist meiner Auffassung nach das Kernproblem. Der fehlende Idealismus, die Ignoranz höherer Ideale und der platte Realismus, sich "eben anzupassen". Wünsche sollte man aber nicht anpassen. Man sollte sie leben, denn später wird man unweigerlich unglücklich sein, in dem Wissen, einen Traum nicht verfolgt zu haben. Und selbst wenn man auf dem Weg scheitert, wie McCandless: Er hat viel neues erlebt, unglaubliche Menschen kennengelernt und mit seinen 24 Jahren wahrscheinlich ein erfüllteres Leben gelebt, als viele andere Menschen.

Antwort auf: Xon
Die Person im Film ist ein schlaues Kerlchen mit besten Aussichten für die Zukunft doch er wirft alles weg, wirklich alles.... Ich kann sowas nicht verstehen.

Nun, wenn er aber sein Geld bei der Bank belassen hätte und sich generell noch rückversichert hätte, dann hätte er sich nicht in der Intensität in die Natur begeben können bzw. hätte sie nicht so tief erlebt, wenn er weiß, eine Rückkehr und ein Neubeginn in der zivilisierten Welt ist zu jeder Zeit möglich. Seine Absichten wären aus seiner Perspektive nicht mehr "rein und authentisch" gewesen, sondern heuchlerisch. Wenn überhaupt, dann richtig. So könnte sein Motto gelautet haben.



Bearbeitet von chrixix (30.04.2012, 16:45:21)
Bearbeitungsgrund: Zwei Beiträge zu einem gemacht