Antwort auf: KeeeKse<3
Wurde nicht mal gesagt, dass Leute, die wissen, dass sie in den Tod stürzen eine Art Rückblende haben, wo meist positive Sachen von dem Leben aufgelistet werden?


Ich bezweifle, dass Menschen an positive Ereignisse denken, kurz bevor sie sich ihrem Schicksal hingeben. Verstehe mich nicht falsch, aber es ist ein langer Prozess, den diese Personen durchgehen. Die Gefühlswelt ist chaotisch und sie wollen Erlösung. Manche bringen es schnell hinter sich, ohne jegliche Anzeichen, die auf einen Freitod hinweisen könnten; die anderen nehmen sich das Leben im großen Rampenlicht. Nicht jeder, der sich in einer dieser Szenarien befand, hat sich Gedanken darüber gemacht, wie es sein würde, nicht mehr zu sein. Sie tun es, da sie keinen Fluchtweg mehr finden.

Eine alte Freundin hinterließ nicht mal einen Abschiedsbrief. Hier war es der Liebeskummer, den sie totschwieg. Ich sah sie seit Jahren nicht mehr und die Nachricht hat mich schwer getroffen, da ich sie als taffes Mädchen kannte. Sie wollte dieses Leben nicht, sonst hätte sie es nicht getan. Was ich damit ausdrücken will: Nicht jedem ist zu helfen. Nicht weil sie es nicht wollen, sondern da sie ohne richtige Hilfe ein Maximum des Elends erreichen.

Richtige Hilfe – was ist das? Schwer zu sagen. Probleme sind sehr individuell und beeinflussen uns täglich. Jeder hat sie, aber jeder handelt sie anders. Interessant ist auch die Überlegung, ob man einem Menschen helfen würde, wenn man weiß, dass dieser von Tag zu Tag in ein großes schwarzes Loch des Verderbens stürzt. Nun, die meisten würden sicherlich sagen, dass sie es tun würden, aber ich garantiere, dass nur die wenigsten die Kraft dafür aufbringen könnten.

Im Normalfall ist eine solche Tat an psychische Erkrankungen gebunden. Hier denkt man sicherlich an das Wort Depression, aber diese alleine löst nicht immer den Trigger aus. Eine psychische Erkrankung wächst schleichend. Menschen, die sich aus freien Stücken in Psychotherapie begeben, tun genau das Richtige. Sie versuchen, ihren Lebenswert zu retten. Aber auch solche, die es nicht freiwillig tun, gar zwangsweise in einer Psychiatrie landen, aber wissen, dass sie labil und gefährdet sind, haben die Möglichkeit, sich ihrer Selbst bewusst zu werden. Sie nehmen den Ernst der Lage wahr und dann wird es auch schon wieder ziemlich individuell.

Ich würde diesen Menschen nicht retten wollen. Er tut es aus freien Stücken mit einer großen Show. Es ist geschmacklos. Übrigens bin ich ein miserabler Schwimmer und könnte beim Sprung in die Tiefe vielleicht dasselbe Schicksal ereilen. Die wenigsten würden solch einen Rettungsversuch unternehmen, das macht sie aber nicht zu besseren Menschen. In solch einer Situation handeln wir alle anders; die einen versuchen das Gesamtbild zu erfassen, die anderen erstarren.