Warnung! Spoiler!
In der Gefahr, dass es totgezickt und eingestampft wird. Hab mal ne Weile "Fanart" zu Tales from the crypt gemacht, das ist so in der Art, nur ... kindgerechter. Ohne nenneswerten Blutgehalt also.


Intri war diesen Weg schon viele Male gegangen, doch zum ersten Mal war sie irgendwie... nervös - was für jemanden wie sie absolut untypisch war. Immerhin war sie eine anthropomorphe Personifizierung, etwas woran die Menschen so sehr glaubten, dass es früher oder später Gestalt annehmen musste. Blonde Haare, lange Beine, etwaige Kurven an den entsprechenden Stellen, und ein Gesicht, das die wenigsten Betrachter erwartet hätten, abgesehen vom Höllenfeuer, das die Stelle der Pupillen eingenommen hatte. Eine dicke Brille, wie Sekretärinnen sie trugen, vervollständigte das Bild.

Wie immer hatte sie das Portal in die Unterwelt geöffnet, alle Lügen, ob groß, ob klein, konnten das. Mit anthropomorphen Personifizierungen verhielt es sich einfach: Die Menschen mussten zuerst an die kleinen Lügen des Diesseits glauben, wie den Osterhasen, die Redefreiheit oder den Wirtschaftsaufschwung, damit sie an die großen Lügen glauben konnten: Liebe, Ehre, Treue und Glück. Intri war praktisch... die Vorgesetzte der kleinen Lügen, und die großen kümmerten sich andere Gehaltsstufen. Meistens bestand ihre Aufgabe darin, falsche Informationen weiterzuleiten und zu hoffen, dass nun eben dadurch schlimme Dinge geschehen würden.
Hinter dem Portal erhoben sich Schluchten aus Knochen und Gebeinen, dazwischen nahmen Flüsse aus Lava und gequählten Seelen ihren Lauf. Der Himmel, nein, das was sich über der Hölle ausdehnte, erinnerte an Nebel, nur dass er eben versuchte so schwarz und unheimlich wie möglich zu sein, was ihm recht gut gelang, fand Intri. Und als hätte die Hölle selbst ihre Ankunft erwartet, erhob sich ein Weg aus Skelletten, der sie direkt in die Burg des Teufels führte. Burg war das Wort, was dem am nächsten kam, was sich nun vor ihr auftat: Ein klingenstarrender Berg aus erstarrter Lava, hier und da stürzte sich ein mutiges Bächlein flüssigen Gesteins aus dem Gemäuer. Die aufgespießten Totenköpfe waren teilweise noch recht gut erhalten, so dass man ihre einstigen Besitzer noch erahnen konnte. Ihre Blicke folgten jedem, der es bis hierher wagen sollten. Intri wollte lieber nicht darüber nachdenken. Stattdessen überlegte sie, warum sie hierunter zitiert worden war. Ob er mich wohl lobt, wie bei der Doktorarbeit von diesem... Putenberg oder so, grübelte sie, oder als ich den Menschen die Bürokratie geschenkt habe...
Intris größte Leistung jedoch war die Auslieferung von Gottes Sohn Jesus Christus. Sie hatte Judas, ihren besten Mann zu dieser Zeit, darauf angesetzt und siehe da... die Sache lief bestens, sie lief sogar so gut, dass auf dem Grab des besiegten Feindes ihr Name stehen sollte. Dummerweise verschrieb sich derjenige, er vergaß das "t". Eine blöde Sache. Intri hatte sich Jahrhunderte lang beklagt, doch bisher ohne Erfolg.

"Satan?" rief sie, als sie den Thronsaal erreicht hatte. Er füllte selbstverständlich die ganze Burg aus, ein gewaltiger Stuhl aus Knochen und Feuer dominierte das Bild. Nur vom Hausherren fehlte jede Spur. "Satan? Ich bins, Intri! Du wolltest mich sprechen." Zuerst antwortete nur das Echo brennender Seelen, doch dann... brach der Vulkan aus und ER materialisierte sich aus der Lava, direkt auf dem Thron. Satan war ein Riese, er schien selbst aus flüssigem Stein zu bestehen. Zwei massive schwarze Hörner prangten auf seinem massigen Stierkopf. Eine Stimme wie Donner, der direkt im Kopf ertönt, gemischt mit klirrenden Eiszapfen, ließ den Boden erzittern.

ENTSCHULDIGE. ICH WAR BADEN. SCHÖN DASS DU ES EINRICHTEN KONNTEST. EINEN DRINK?
"Äh. Nein. Ich... bin sehr beschäftigt, wie du vielleicht weißt und..."
JA. DIE BÜROKRATIE. DIE DEMOKRATIE. DAS HAST DU FEIN GEMACHT. Ebenfalls aus Lava formte sich in seiner riesigen Pranke ein Trinkgefäß... in Gestalt eines Schädels. AH. JAG MARCELS, DAS EINZIG WAHRE HÖLLENGESÖFF. 666% ALKOHOL, DAS SOLLEN DEINE MICKRIGEN MENSCHEN ERSTMAL NACHMACHEN.
"Satan, ich..."
Er trank und warf dabei den Kopf in den Nacken. UAGH! LECKER. ABER VON GRABSOSSE LÄSST SOGAR DER TEUFEL DIE FINGER WEG. VON WEGEN FLIEGEN IN DER NOT...
"SATAN!"
NATÜRLICH. ENTSCHULDIGE. DU MUSST ETWAS FÜR MICH WEITERLEITEN. DAS KANNST DU JA. Selbstverständlich trug Satan ihr nur das Gegenteil von dem auf, was am Ende herauskommen sollte, immerhin kannte er seine Angestellten. AN DEN KÖNIG DER MENSCHEN...
"Du meinst Präsidenten."
WAS?
"Präsident. Menschen haben keine Könige mehr, sie wählen Präsidenten."
OH JE, WER LÄSST SICH DENN SO EINEN SCHEIß EINFALLEN? ALSO ICH FIND DAS ZIEMLICH UNNÖTIG...
In diesem Moment stolperte ein kleiner deformierter Dämon herein und rief: "Satan! Satan! Euer Abscheulichkeit..."
IST ES WIEDER ZEIT? OH JA! HEREIN MIT IHM!
Langsam entnervt drehte sich Intri um und fragte halb über die Schulter: "Zeit für was...? Oh."
Adolf Hitler wurde in einem braunen Tütü an einer Eisenkette hereingeführt. Selbst in der Hölle bestand man darauf, dass die Ehrengäste einen Rest an Würde wahren sollten. DIE ANANAS ODER LIEBER DEN KAKTUS?
"Den Kaktus... mein Führer" knurrte der Gefangene wie jemand, der genau wusste, dass ihn etwas schreckliches erwartete, das absolut unausweichlich war.
GUTE WAHL. GESTERN WAR ES DIE ANANAS. SONST WIRD ES JA LANGWEILIG... DU KENNST DIE PROZEDUR, BÜCK DICH BITTE. JA. SO IST ES GUT.
Ein markerschütternder Scherzensschrei erschütterte die Hölle, kurz darauf wurde ein wimmerndes braunes Häufchen Elend aus der Burg geschleift.
WO WAREN WIR...
"Ich sollte etwas weiterleiten."
JA. DAS KANNST DU. IMMERHIN BIST DU DIE INTRIGANZ. ALSO...

Und so verriet Satan dem kleinen blonden Mädchen... den falschen Aufenthaltsort von Osama bin Laden. Intri verließ erleichtert, dass alles gut gegangen war, die Hölle und kehrte in die Welt der Sterblichen zurück. Kurz darauf überschlugen sich die Medien in ihren Berichterstattungen... und Adolf blieb bis auf weiteres von Kaktus und Ananas verschont...