Hier nun Teil 2 meiner Ausbildung ;)


Ein typischer Tag in der Altenpflege

Zu unserem Heim: Wir haben 4 Bereiche: Tagespflege, Junge Pflege (Leute von 30-60, die Multiplke Sklerose haben), Stationäre Pflege (2 Bereiche), Demenzbereich
Unser Haus ist sehr offen (man kann direkt zu Wohnbereich I & II hochschauen, das ist nicht extra abgetrennt) & schön gestaltet. Wenn man reinkommt, gibt es einen großen Teich mit echten Fischen !!
Außerdem haben wir im EG noch einen Veranstaltungsraum & eine eigene Caféteria mit großer Terrasse.
Unsere Wände sind alle gelb gestrichen und es herrscht eine
schöne Atmosphäre.

Ich arbeite in der Stationären Pflege. Auf unserem Bereich haben wir 34 Bewohner in 21 Zimmern. (1-Bett & 2-Bettzimmer).

Frühdienst:

Dienstbeginn ist um 6.45 Uhr für mich & den Pflegehelfern (Schichtleitung kommt bereits 6.15 Uhr und macht Medikamente). Anders als im Krankenhaus dürfen bei uns nur Azubis, examinierte AP's/Krankenpfleger & Pflegehelferinnen pflegen. (also keine FSJ, Aushilfen, Zivis usw.)
Bis 7 Uhr trinken wir Kaffee und bekommen Übergabe von unserer Schichtleitung (die vorher Übergabe mit der Nachtwache gemacht hatte).
Morgens sind wir zu viert (selten auch zu fünft). Jeder hat also 8-9 Leute in seiner Gruppe, wobei es in jeder Gruppe Leute gibt, bei denen man eigentlich nichts machen muss (das sind jene, die nicht dement sind & sich komplett alleine versorgen können. In meiner Schülergruppe habe ich 2 davon)
Ich fange mit der Pflege von den mobilen & fitten Leuten an. Bis 8.30 Uhr wasche ich 4 Leute.
Dann gibt es Frühstück. Austeilen & einigen Leuten, die nicht selber essen können, geben wir es dann.
Mit unseren fleißigen Helfern sind wir meistens dann auch 9.30 Uhr mit abräumen etc. fertig.
Danach sprechen wir uns ab wer wann Pause macht. (2 Leute von 9.30-10 Uhr & 2 Leute von 10-10.30 Uhr)
Ich mache meistens 1. Pause, weil ich bei uns in der Cafeteria frühstücken gehe ^^
Um 10 fang ich dann an, die Bettlägerigen Leute zu waschen und anzuziehen. Einige bleiben im Bett, andere setze ich in dern Rollstuhl.
Meistens habe ich nach dem Frühstück noch 2 oder 3 Leute zu versorgen.

Oft brauche ich bis zum Mittagessen, sind wir morgens aber zu fünft, habe ich automatisch weniger Leute in meiner Gruppe und genug Zeit um mich mit den alten Leuten zu beschäftigen: Gedächtnistraining, singen, spielen, Gymnastik, basteln, kochen...
Wenn wir neue Bewohner auf Station haben, mache ich mit ihnen Biografie (Angaben über ihr bisheriges Leben) :)
Um 12 Uhr gibt es Mittagessen.
Das teilen wir uns & geben es dann auch denjenigen, die nicht selber essen können, machen sie frisch & lagern sie.
Hier sind wir meistens so 13 Uhr fertig.

Wenn ich da bin, bereite ich für den Spätdienst meistens schon das Zeug für den Kaffee vor (Kaffeemaschinen laufen lassen, Milch in die Tassen füllen, die Teller mit dem Kuchen vorbereiten...).
Dann gehe ich ins Dienstzimmer und koche Kaffee für die Übergabe. Anschließend dokumentiere ich alle Tätigkeiten bei der Versorgung meiner Bewohner in deren Akte.
13.30 Uhr ist dann Übergabe für den Spätdienst.
14 Uhr also Dienstschluss :-)

Spätdienst

Im Spätdienst sind wir 3 Leute.
13.30 Uhr komme ich auf Station und höre mir die Übergabe an, sowie Sachen, die noch zu erledigen sind.
Um 14 Uhr beginnen wir, Kaffee auszuteilen, sowie den Leuten im Bett zu geben, sie frisch zu machen & zu lagern.

Um 15 Uhr mach ich dann auch meistens schon wieder Pause, je nachdem ob wir jemanden zum Duschen haben oder nicht. Auch hier sind es 30 Minuten ;) Dann habe ich noch 30 min Zeit mich mit den Bewohnern zu beschäftigen.
16 Uhr bringe ich eine Bewohnerin mit dem Lifter ins Bett, die zwar jeden Tag rauskommt, aber pünktlich um 16 Uhr wieder ins Bett kommt.
16.30 Uhr hole ich dann die Essenswägen aus der Küche, bereite alles vor. Um 16.45 Uhr kommt die Schichtleitung und verteilt die Medikamente auf den Tabletts.
Wir fangen dann an, den Bettlägerigen Essen zu geben und um 17.30 Uhr verteilen wir es dann im Speisesaal für alle anderen.
Wenn wir fertig sind mit austeilen, essen wir meistens selber noch eine Kleinigkeit, gehen eine rauchen oder warten einfach in der Küche bis alle gegessen haben.
Mit abräumen & allem drum und dran sind wir so 18.30 Uhr fertig. (Je nachdem wer Schichtleitung ist manchmal auch später oder früher ^^).
Danach fangen wir mit der Pflege an ;) Alle ins Bett bringen, nochmal frisch machen, lagern, Betten machen, Gute Nacht sagen etc. ^^
Meistens bin ich so um 20 Uhr fertig. Mal früher mal später.
Die Nachtwache kommt zwischen 20 Uhr & 20.15 Uhr.
In der Zeit, wo wir auf sie warten, dokumentiere ich dann wieder alles & dann machen wir Übergabe zur Nachtwache & haben 20.30 Uhr Feierabend :]


Das klingt vielleicht auch nicht so stressfrei, aber ebenfalls gibt es hier jede Menge kleinerer Dinge, die ich nicht mit aufgeführt habe: Ausnahmefälle (Jemand klingelt, kollabiert, stürzt, stirbt, kommt ins Krankenhaus/kommt zurück oder hat anderweitige Probleme).
Oder unsere Pflegedienstleitung beauftragt uns wieder mit unnötigen Dingen, die zu erledigen sind.
Als examinierte Fachkraft muss man zusätzlich zur Pflege noch alle Anrufe entgegennehmen, Arztvisiten durchführen etc.
Der Job in der Altenpflege ist körperlich extrem anstrengend. (Arbeitslaufpensum: Pro Schicht 15-20km.)
Es ist wichtig rückenschonend zu arbeiten.
Außerdem muss man bei der Pflege so viele Dinge beobachten & beachten.
Viele sagen ja gerne, das ist einfach "Popo putzen".
Aber wenns nur das wäre, würde bei uns jeden Tag jemand sterben...
Hautbeobachtung, Hygiene, Pflegerisch korrekter Ablauf..
Wir haben ein 200-seitiges Buch voller Standards wie was ablaufen mussen (Oberkörperwaschung, Mundpflege, Intimwaschung, Fußwäsche/Fußbad am Waschbecken/im Bett).
Und das sind nur die Abläufe...
Dazu kommt noch, dass man viel über Psychologie & Kommunikation wissen muss, um mit jedem Bewohner individuell umzugehen weiß & auf seine Bedürfnisse speziell eingehen kann. Denn nicht jeder kann auf Anhieb mit alten Menschen kommunizieren.


Anders als im Krankenhaus darf ich im Heim keine Medikamente richten, keinen BZ messen, keine Spritzen geben etc.
Bzw. nicht im 1. Lehrjahr :) Das kommt alles nach und nach.



Der Job in der Altenpflege ist auch nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch psychisch.
Der Tod ist allgegenwärtig. Man muss damit klarkommen, dass die Leute hier sozusagen zum Sterben da sind... ob früher oder später. Man darf sich nicht zu viel an sie klammern, aber auch nicht allzu kalt/abweisend sein. Und natürlich auf keinen Fall nachtragend. Sehr sehr viele können das nicht und brechen die Ausbildung deshalb ab, weil sie nervlich damit nicht klar kommen.


Natürlich muss man auch Blut sehen können, keine Angst vor Spritzen haben usw. usf. ^^

Alles in allem ein sehr abwechslungsreicher Beruf, der zwar anstrengend ist, aber auch super viel Spaß macht.


Warum mache ich den Beruf?
Ich habe 07/08 ein FSJ gemacht und bin so in die Altenpflege gerutscht. Als ich mich dazu entschieden hatte, die Ausbildung als AP zu machen, wurde ich gefragt, ob ich nicht eine duale Ausbildung machen möchte, denn ich hätte ja die geeigneten Voraussetzungen dafür. Ich musste zwar ne Menge Tests durchlaufen, hab es am Ende aber doch geschafft, aufgenommen zu werden ^^

Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten, ihre leuchtenden Augen zu sehen.
Wenn sie leiden, leide ich mit. Wenn sie lachen/sich freuen, dann lache ich mit & freue mich auch.
Man lernt so viele neue Menschen kennen, das ist unglaublich.

Andererseits sind alte Menschen sooo interessant. Sie haben ihr ganzes Leben so gut wie hinter sich, bringen spannende Biografien mit. Man kann so viel von ihnen lernen.
Im Altenheim arbeitet man meistens eine längere Zeit mit den Menschen, denn sie gehen ja nicht wieder nach Hause.
Es ist schön, wenn man sie abends ins Bett bringt und dann nur noch ein Lächeln als Anerkennung sieht. Das ist die größte Dankbarkeit, die man erhalten kann.
Ein "schön, dass sie wieder da sind" macht mich total glücklich.

Man hat jederzeit und ständig das Gefühl gebraucht zu werden, gibt sein Bestes und bekommt pure Dankbarkeit zurück. Man gibt viel, bekommt aber auch viel zurück.


Die Verdienstmöglichkeiten sind während der Ausbildung natürlich nicht unbedingt schlecht ;)
1. LJ: 776€
2. LJ: 850€
3. LJ: 970€
(brutto)
Kommt aber auch darauf an, bei welchem Träger man ist (caritas, Diakonie, evang./kath. Stiftung, DRK...)
Ich bin beim Wohlfahrtswerk :]


Zum Ablauf:

Ich habe Blockunterricht auf einer privaten Berufsfachschule.
Insgesamt in den 3 Jahren 2100 Theoriestunden & 2800 Praxisstunden.
Schule ist meistens 4-5 Wochen und die Praxis 8-12 Wochen. Je nachdem, ob ich ein Praktikum in der Zeit habe oder nicht:

Im 2. LJ: Palliativpflege/Hospiz, Gerontopsychiatrie, Ambulante Pflege
Im 3. LJ: Nachtwache, Behindertenpflege, OP-Praktikum

Im 1. LJ lernt man die pflegerischen Grundtechniken kennen. Transfermöglichkeiten, jede Menge Anatomie des menschlichen Körpers, sowie Kreisläufe im Körper..
(Aufbau/Veränderung der Haut, Verdauung, Blutkreislauf etc.)
Grundlagen in der Medikamentenlehre, Grundlagen in der Krankheitslehre
Aktivierungen, Kommunikation, Psychologie

Im 2. LJ: Perfektion der pflegerischen Techniken, der Krankheitslehre
Vertiefung der Medikamentenlehre, Verbandswechsel (Kreuzverband, Kompressionsverband...)
Noch mehr Aktivierung, Kommunikation, Psychologie

Im 3. LJ: Perfektion von allen pflegerischen Tätigkeiten, Krankheitslehre, Medikamentenlehre usw.
Vorbereitung auf die Prüfung.


Das war jetzt natürlich bei weitem noch nicht alles.. (vielleicht 10%) aber mehr fällt mir dazu jetzt gerade nicht ein ;)



Jap. Ich hoffe ihr fandet das interessant zu lesen.
Und bei Fragen stehe ich gerne per /m zu Verfügung :]


lg, didi

Edit: Topic korrigiert. ;o 2ocean


Bearbeitet von 2ocean (11.03.2009, 10:15:29)