Mein Brief - Geliebtes Kind (Brief 5)

Geliebte Seele

Hast Du schon mal in die Augen deiner Eltern gesehen wenn sie sich unbeobachtet gefühlt haben?
Hast Du schon mal das Grübeln in ihnen gesehen?
Oder in den Augen Deiner Mitmenschen, Deiner Seelengeschwister?

Warum sind sie so am grübeln?
Oft scheinen sie verwirrt, nicht wahr?
Weißt Du woher dies kommt?

Sie tragen ein tiefes Trauma mit sich.

Sitzt Du manchmal da und denkst über dein Leben nach?
Über die Schwere, die Verantwortung und über den Sinn?
Kannst Du dich daran erinnern dass es mal anders gewesen sein kann?

Dir fehlt die Erinnerung, aber eine Vorstellung ist in deinem Geist geblieben.

Als Kind warst Du doch Frei von all dem, nicht wahr.
Du hattest die Faszination alles zu erkunden und zu entdecken.
Ohne dass Du es hättest tun müssen, diese Begeisterung steckte einfach in Dir.
Keine Aufgabe, sondern ein Spiel.
Du hattest gar keine Zeit an irgendetwas festzuhalten, es gab soviel zu entdecken.
Deine Begeisterung war wie Flügel die Dich durch das junge Leben getragen haben.

Hast Du diese Flügel noch?
Hast Du sie nicht mehr?
Oder hast Du vielleicht vergessen wie man sie benutzt?

Oder sagst Du dir grade, “ Ich bin doch kein Kind mehr, heute habe ich Pflichten “ ?

Liebliche Seele, Du hast vergessen, dass du immer noch ein Kind bist.
Bist Du jetzt eine Frau, eine Mutter?
Oder ein Mann, ein Vater?
Ja, jetzt bist Du doch Erwachsen, und Erwachsene haben nun mal Pflichten.
Bist Du deswegen kein Kind mehr weil Du nun eigene Kinder hast?
Oder weil Du nun Erwachsen bist?

Das, Erwachsen werden selbst, war für Dich ein Spiel.
Erinnerst Du dich noch wie du probiert hast wie die Erwachsenen zu sein?
Dann hast Du dich manchmal sehr Reif präsentiert, weißt Du das noch?
Du hast dir Lob dadurch erhofft, dass man erkennt dass du schon Reif bist und selbst Entscheidungen treffen kannst und Verantwortung übernimmst.
Dieses Lob, zu zeigen dass du was Besonderes bist, und es auch von Deinen Eltern erkannt wird, hat Dich doch angetrieben.
Diese besondere Aufmerksamkeit hat Dir doch immer wieder Kraft gegeben.
Oder hast Du nur darum gekämpft, aber diese Aufmerksamkeit nicht bekommen?
Aber darum ging es Dir doch dabei, nicht wahr?

Als Kind diese Aufmerksamkeit nicht zu bekommen ist, als würde man verdursten.

Warum ist dass so?

Als Kind war die Aufmerksamkeit deiner Eltern für dich zum einen, die Bestätigung dass du jemand Besonderes bist.
Und zum andern, ein Ausdruck ihrer Liebe.

Jemand der besonders ist, wird doch geliebt, nicht wahr?
An was verdurstest Du also wenn du keine Aufmerksamkeit bekommst?

Es war der Wunsch nach Liebe.

Ist ein Kind nicht besonders und liebenswürdig? Würdig geliebt zu werden.

Die Würdigkeit, liebenswert zu sein, macht einen doch zu jemand Besonderem.

Als Du begonnen hast, daran zu verdursten, welche Wege hast du genommen um diesen Durst zu stillen?
Wolltest Du diesen Durst stillen in dem du besondere Leistungen vollbringen wolltest?
Hast Du dir Anerkennung verdient weil du viel vorzuweisen hast?
Oder hast Du nichts vollbracht und durstest deswegen immer noch?

Du durstest immer noch, nicht wahr?
Egal ob Du großes vollbracht hast oder nicht.
Denn die Aufmerksamkeit, die man durch Leistung bekommt, ist keine reine Aufmerksamkeit.
Sie ist wie etwas, was man sich erkauft.
Es wird nur die Leistung gelobt, jedoch nicht das besondere Wesen welches Du bist.
Ja, hast Du diese Erfahrung?

Ein Kind, ist liebenswert, ohne großes zu leisten.
Dies nennt man Bedingungslos.

Du wolltest doch für das was du bist geliebt werden, und nicht für das, was du tust.

In diesem Kampf, um das löschen Deines Durstes, hast Du dich selbst vergessen.
Du hast aufgehört dich als besonders und liebenswert zu empfinden.
Besonders kann nur derjenige sein, der besonderes tut.
Ist das so?

In diesem Kampf, hast Du vergessen dass Du ein Kind bist.
Als Kind wusstest Du, dass Du jemand besonderes bist.

Bist Du heute kein Kind mehr?
Ist heute alles total anders, oder steckt tief in Dir immer noch dieser Durst?
Versuchst Du immer noch, dir den Trunk zu erkaufen durch deine Leistung?
Wurde der Durst immer noch nicht gestillt?


Du bist immer noch dieses Kind, nicht wahr?

Aber Du hast dich versteckt, verwechselt.
In manchen Spielen, verkleidet man sich, oder schlüpft in verschiedene Rollen.

Bist Du nun ein erwachsener, reifer Mensch?
Oder bist Du noch das Kind, welches vergessen hat, dass es reif und erwachsen spielt?
Steckst Du immer noch in deinem Kostüm und hast vergessen es wieder abzulegen?

Wie kann man jemanden wirklich erkennen, wenn er ein Kostüm trägt?

Kommt die Traurigkeit, in den Augen der Eltern und Erwachsenen, nicht daher, dass man sie nicht erkennt?
Sind sie wirklich reife Menschen, oder Kinder die, durch ihr Spiel, nie die Möglichkeit hatten dass sie reifen?
Hatte deine natürliche Liebenswürdigkeit je Zeit zu reifen?
Hast Du dich je selbst begossen mit Wertschätzung für das liebenswerte Wesen das du bist?

Ja, Du bist dieses Kind.

Wenn Du dein Kostüm wieder ablegst, wirst Du dich auch selbst wieder erkennen können.
Dann kannst Du wieder Du selbst sein, und andere haben die Möglichkeit Dich zu erkennen und wertzuschätzen wer Du bist.

Mögest Du in der Lage sein, dein Kostüm wieder abzulegen.
Ich wünsche es Dir von ganzem Herzen.

Die höchste Seele selbst, ist der Beweis, dass Du ewig ein Kind sein wirst.

Möge dieses Kind reifen, möge Deine natürliche Liebe und Schönheit die Fülle zu erleben, zu erwachsen und königliche Erhabenheit zu erlangen.
Denn das, ist Deine wahre Natur.

In liebevoller Erinnerung.