Ich denke, hier muss man zwischen dem differenzieren, was biologisch/nachgewiesen ist und dem, was sich in unserem Kopf abspielt. Denn auch wenn wir alle zweifelsfrei leben (und das beweisen pro Sekunde Tausende, wenn nicht sogar Millionen biologische Vorgänge, die sich in unserem Körper abspielen. Nun kann man natürlich anfangen, alld iese Prozesse zu beschreiben, um damit auch einen Nachweis zu erbringen, aber ich denke, dass das hier nicht vom
TE gefragt ist.
Ob es nun ein Leben vor dem Tod gibt, lässt sich einfach in dem Sinne nicht nachweisen, denn das Leben ist bei jedem Menschen anders. Vor allem definiert jeder das Leben anders. Um das Ganze zu verdeutlichen will ich hier mal ein Beispiel geben:
Wir nehmen nun einfach zwei aus der Luft gegriffene Charaktere A und B.
Person A: 40 Jahre alt, obdachlos, Alkoholiker, sehr beschränkter 'Freundes'kreis (leider oft auch Schnorrerkreise).
Person B: 40 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder, manager mit Topgehalt, eigenes Haus, viele Freunde, hohes Ansehen.
Ich habe bewusst zwei Menschen gleichen Alters genommen, denn ich möchte zumindest in einem Punkt eine gleiche Voraussetzung schaffen. Man sollte erwarten, dass jeder der beiden Menschen in etwa gleicvh viel Lebenserfahrung hat - denn egal, was man macht: Man sammelt Erfahrungen.
Nun ist es so, dass beide Menschen mit dem, was wir nun Leben nennen, glücklich sind. Die Leute, die hier im Forum unterwegs sind, haben die Möglichkeit ins Internet zu gehen. Also besitzen sie zumindest ein bisschen Geld, einen gewissen Lebensstandard und ein Dach über dem Kopf. Die Meisten hier werden sagen: Person B hat ein anständiges Leben, Person A jedoch nicht. Was für uns aber unbekannt ist, ist das, was in den Köpfen der beiden vorgeht. Während Person B genauso denken wird wie wir, könnte Person A sagen: Ich habe meine Hand voll Leute, eine warme Decke, mein Bierchen und ein Päckchen Tabak - ich habe alles was ich brauche. Wenn ich nun noch zur Tafel gehe und dort einen Teller warmes Essen bekomme, bin ich wunschlos glücklich.
Person B wird andere Sorgen haben: Einen Termin nach dem anderen, neue Anschaffungen müssen gemacht werden, die Putzfrau muss bezahlt werden, das Kindermädchen soll Essen machen, meine Frau braucht noch die Flugtickets für den nächsten Termin, ich bin überarbeitet.
Dieses Beispiel ist nicht mal aus der Luft gegriffen. Auch wenn es andere Voraussetzungen gab, so habe ich mich mal mit einem Menschen mit viel Geld unterhalten, wie auch mit einem Obdachlosen. Beide sagten, dass sie ihr Leben genau so führen wollen - das Leben des anderen sei aber kein Leben.
Ich habe nun viel erzählt und bin dabei eigentlich weniger auf die Frage an sich eingegangen - aber den Zusammenhang werde ich hier kurz und knapp zusammenfassen:
Ob man ein Leben hat oder nicht, sei jedem selbst überlassen. Jeder Mensch hat andere Voraussetzungen, andere Charakterzüge, andere Wünsche und Bedürfnisse. Man kann nun über sien eigenes Leben urteilen, man kann auch über das Leben anderer urteilen. Aber was hier wichtig ist, ist: Habe ICH ein Leben oder nicht? Und wenn nein: Was kann ich machen um es wirklich als Leben bezeichnen zu können? Andere können diese Frage nicht für einen der beiden beantworten, denn die eigene Ansicht ist in diesem punkt meiner Meinung nach die Aussage, auf die man sich auch stützt. Nachgewiesene Antworten gibt es hier definitiv keine - dort sucht man vergeblich.
Es gibt Dinge, die sich einfach nicht eindeutig definieren lassen - eines davon ist das, was wir als Leben bezeichnen, wenn wir das biologische Leben außen vor lassen.
Um zum letzten Punkt zu kommen, der in dieser Diskussion gefallen ist: Der Glauben...
Auch ich habe etwas, woran ich geglaubt habe. Ich bin davon ausgegangen, dass hier auf der Erde nicht das wahre Leben ist. Ich glaube mehr daran, dass wir hier sind, um Prüfungen zu absolvieren. Unser Leben findet irgendwoanders statt. Wir kommen mit Prüfungen auf die Erde, wissen aber in unserem irdischen Leben nichts von dem Ziel. Mit unserem irdischen Tod entscheidet sich, ob wir die Prüfung bestanden haben oder nicht. Es ist wie eine Schule - haben wir bestanden, kommen wir weiter und müssen uns schwierigeren Prüfungen stellen. Irgendwann sind wir fertig, müssen keine Prüfungen mehr absolvieren und das wahre Leben außerhalb einer Schule beginnt. Wo, weiß ich nicht - aber nicht hier.
Davon bin ich bis vor ein paar Monaten ausgegangen. Ich habe irgendwann aber neue Menschen kennengelernt. Ich überdachte das System und bin nun der Meinung, dass das wahre Leben doch hier stattfindet. Trotzdem kommt dann wieder die Frae: Bezeichnen wir es auch als solches?
Ansichten können sich ändern und das war bei mir der Fall. Wer weiß - vielleicht ändere ich sie wieder? Dann aber definitiv nicht nach Lexikon oder Ähnliches, in dem Leben definiert wird. Denn das ist, wie bereits gesagt, nur für den biologischen Teil möglich. Alles andere liegt in der Hand des jeweiligen Menschen.
Ich hoffe, ich habe euch nun nicht zu sehr verwirrt
Gruß,
Eddie