Wenn ich demnächst nackt in die Schule kommen würde - meint ihr nicht, man würde mich wieder nach Hause schicken? Und warum? Weil es sich in unserer Gesellschaft nunmal nicht gehört, nackt herumzulaufen. Dann kann ich auch nicht sagen "Der und der Indianerstamm aus der Amazonasregion läuft aber auch den ganzen Tag nackt rum" - oder gar "Es ist Teil meiner Religion"; weil es nunmal, unabhängig von irgendwelchen Religionen, einfach gesellschaftliche Werte & Regeln gibt, an die man sich hält oder es eben bleiben lässt - dann aber mit den Konsequenzen leben muss.
Nackt in die Schule gehn wäre auch eine Straftat ("Erregung öffentlichen Ärgernisses" oder so).
Das rituelle Schlachten von Tieren ist ähnlich, das wird eigentlich auch bestraft in bestimmten Fällen. Das hat das Bundesverfassungsgericht Muslimen aber erlaubt unter bestimmten Auflagen. Die haben ja auch nicht extra eine Religion dafür gegründet.
Ein evangelischer Pfarrer hat sich vor Gericht geweigert, zu schwören, weil irgendwo aus der Bergpredigt hervorgeht, dass man das nicht darf. Auch damit hat er Recht bekommen. Da er Pfarrer ist, ist es eben glaubhaft, dass er einen solchen Grund nicht einfach als Vorwand benutzt.
Ein weiteres Beispiel: Wie Phoebe-Piper89 [?] oben schon sagte, gab es Gesellschaftsformen, in denen man seine Eltern umbrachte, wenn sie krank waren. Wenn jetzt jemand seine Eltern umbringt, weil sie krank sind - wird das dann akzeptiert? Nein, ganz recht, es wäre Mord. Wenn der Mensch dann aber sagt "Es gehört nunmal zu meiner Religion"? Richtig, er würde trotzdem verurteilt, weil man, Religionsfreiheit hin oder her, trotzdem in einem Rechtsstaat nichr anstellen kann was man möchte.
Tierleben sind in unserem Staate nicht allzu wertvoll, ob das sinnvoll ist, oder nicht, sei mal dahingestellt. Dass man unbedingt schwört, ist auch nicht allzu wichtig.
Aber hier ist es was anderes. Das grundsätzliche Prinzip ist immer die Güterabwägung. Der eine hat das "Rechtsgut" (so nennt man das) der Religionsfreiheit, der andere hat sein Leben, auch ein Rechtsgut. Das Leben ist auf jeden Fall wertvoller. Dazu kommt, dass Freiheiten (grob gesagt) immer nur soweit gehen, dass man Rechte eines anderen nicht einschränkt.
Aber wen schränk ich denn ein, wenn ich ein Kopftuch in der Schule trage?
Ich nehme niemandem ein Recht und niemandem eine Freiheit.
Deswegen find ich Kleiderregeln grundsätzlich unnötig. Aber selbst wenns Kleiderregeln gibt, sollte zumindestens an den Schulen, die man besuchen muss, religiös begründete Kleidung nicht verboten werden, es würde ja auch keiner was sagen, wenn ich mir ein Kreuz umhäng. Das hat auch nichts damit zu tun, ob das Kopftuch im engeren Sinne gar kein Symbol im Islam ist. Wenn ein Einzelner das aber glaubt, sollte man ihm den Glauben lassen.
Anders war der
Burkastreit, wo die zwei Schülerinnen wirklich verschleiert kamen. Da war das Verbot auch damit zu begründen, dass der Frieden in der Schule gestört wurde, etwas ganz wichtiges. Der Unterricht (worauf ja alle ein Recht haben...) war auch kaum mehr möglich.
Und zum Thema Mützen: Es ist doch das selbe wie mit Kopftüchern, warum soll ein anderer mir vorschreiben können, was ich anziehe. Anstand hat schon was damit zu tun, aber Anstand ist auch nicht alles, ein Wert, den man vielleicht oft viel zu streng fasst.
Achso, ihr solltet vielleicht wissen, dass ihr euch nicht die Köpfe darüber einschlagen müsst, ob das Rassismus ist, oder nicht, das haben schon andere gemacht, kann man z. B.
im entsprechenden Wikipedia-Artikel nachlesen.