Heute sitzen wir uns gegenüber, wie jeden Montag.
Immer um die selbe Uhrzeit treffen wir uns im Café.
Wir reden. Unterhalten uns einfach. Diskutieren endlos.
Heute bist du anders.
Jeden Satz den du beendest, beendest du mit einem sanften, jedoch schwachen Lächeln. All die Zeit schaust du mir in die Augen.
Das tatest du bisher nie. Jedenfalls nicht so extrem. Du meintest, dass meine Augen dich ablenken. Du dich nicht konzentrieren kannst. Heute scheint es wohl nicht der Fall zu sein. Du bist wahnsinnig vertieft - so erlebte ich dich selten. Es erfrischt das Gespräch.
Wir besprechen eine Situation.
Sie setzt sich aus den Widersprüchen der Realität zusammen.
Verwirrende Zusammenhänge. Ein schwieriges Thema.
Ich habe Mühe dir zufolgen.
Du sprichst von Moral. Von Loyalität. Von Ehrgeiz. Von Rückrad.
Ab und an wirfst du das Wort "fatal" ein.
Du belächelst die Ironie, die sich heute an den Tag legt.
Auch wenn du es nicht zugibst.
Mittlerweile sind wir bei Lug und Trug angekommen.
Auch Naivität und mangelnder Anstand gehören dazu.
Manche Sätze fomulierst du so scharf und spitz, dass ich denke, dass du mich indirekt ansprichst.
Was ist heut mit dir los?
Das knapp 4-stündige Gespräch hat uns erschöpft. Die Gedanken sind leer.
So gute Gespräche haben wir nicht allzu oft.
Vielleicht einmal im halben Jahr. Manchmal auch zwei- oder dreimal.
Du bietest mir, wie so oft an, mit zu dir zu kommen.
Heute jedoch verneine ich.
Ich sehe deinen enttäuschten Blick.
Aber keine Angst - ich wollte dich heut endlich einmal zu mir einladen.
Wir schauen uns einen Film an. Sehr langweilig..
Ich weiß nicht was los ist.. ich blinzel etwas verwirrt.. Oh.. ich bin wohl eingeschlafen.. du liegst neben mir.. Ich lächel..
Ich streiche dir leicht eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ich liebe dein schwarzes Haar.
Und deine Augen!
Der Kontrast ist einfach unsagbar faszinierend.
Schwarzes Haar und himmelblaue Augen.
So voller Ausdruck.
Und du bist intelligent.
Und ein Schwarm von vielen vielen Mädchen.
Und du bist fair. Und nett. Und offen.
Und zugänglich. Und einen Tick arrogant.
Und das liebe ich.
Und du bist reich. Und gebildet.
Und einfach beliebt. Und ehrgeizig.
Und besorgt. Und du stehst immer für mich ein.
Und du bist mein bester Freund. Und ich bin stolz!
Oh.. du wachst auf.. Mhm.. deine Augen.
Und jetzt weiß ich nur noch, dass alles viel zu schnell ging.
Und dennoch schien es in Zeitlupe vorbei gegangen zu sein.
Diese Nacht hat uns alles genommen, was wir so lang aufbauten.
Und ich hasse mich.
Und dich liebe ich.
Und ich bereue nichts und widerum alles.
Und ich dacht ich würd fliegen - mit dir.
Mein ganzer Körper glühte - jede Berührung von dir war einzigartig.
Und ich berührte deinen Körper - und es war einfach sonderbar.
Ich habe mich noch nie so mit dir verbunden gefühlt, wie in dieser Nacht.
Und am nächsten Morgen war alles vorbei.
Nichts ist uns geblieben.
Und ich sah dich weinend an und sagte nur
"Es war mein Fehler! Es tut mir Leid" Und ich schluchzte.
Und sank vor dir auf die Knie.
Und blickte verheult zu dir auf.
Und sagte ganz leise, dass ich mir selbst nicht sicher war, ob du das gehört hast "Bitte bitte geh"
Aber du gingst. Wortlos.
Was habe ich getan?
Und..
Nein, ich irrte mich.
Mit dir war gar nichts los.
Nur sah ich dich dass erste Mal aus einer anderen Perspektive.
Und ich weiß nicht was ich wollte - und ich weiß nicht was ich dir damit angetan habe.
Du bist doch in fast jeder Hinsicht perfekt.
Du hast die Macke einfach so zu sagen "Lass uns nach Hamburg fahren"
"Oder nach Berlin" oder einfach "Morgen gehen wir in die Bibliothek und werden einen kleinen Wettkampf zwischen uns mit Hilfe der Bücher autragen"
Und du hast die Macke mir immer ein Gänseblümchen zu schenken, wenn du eines siehst.
Und ich liebe diese Dinge.
Und ich liebe dich.
Und was ist jetzt?
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Nach Liebe suchend und immer die Larven, die verdammten Larven finden und zerbrechen müssen. (Nietzsche)