1. Die Verwechslung dieser Konjunktion mit diesem Relativpronomen ist neben "seid/seit" wirklich eine Geißel dieses Chats. Dicht gefolgt von "wieder/wider".
So etwas stört einfach, da könnte gleich begonnen werden, einfach wild alle Wörter durcheinander zu werfen.
2. Freilich ist die deutsche Sprache in einem Maße kompliziert, dass es nicht leicht ist, sie komplett zu überreißen. Andererseits sollten die Vorteile dieser Begebenheit nicht unter den Tisch fallen. Der Philosoph Martin Heidegger, der sich auch mit Sprachtheorie beschäftigt hat, befand die deutsche Sprache neben dem Altgriechisch für die denkbar beste in Sachen Philosophie, aufgrund der Möglichkeiten, die sie bietet.
Jedoch ist sie meiner Meinung nach auch reglementiert, wie keine andere.
Ich kam bisher mit Englisch, Französisch und Spanisch in Kontakt und auch Mutterzüngler meinten, dass es z.B. mit dem Komma nicht so genau genommen wird. Vielleicht eine typisch deutsche Erscheinung, Sprache hat mit Mentalität sicher einiges zu tun, da ihre Grenzen ja auch die Grenzen unserer Welt sind

3. Ich halte es für einen groben fauxpas, bei diesem Thema auch über Dialekt zu diskutieren.
Wann i´ do in mei´m affektiav´m Dialekt schrei´m dad, dann warrat des g´nau so anspruchsvoi.
Dialekt ist Kulturgut und birgt in gewisser Weise viel Ästhetik in sich und ein guter Dialektsprecher hat sicher einen größeren Sprachhorizont, auch in linguistischen Belangen.
Ich meine sogar mal von einer Studie gehört zu haben, wonach es kontraproduktiv sei, den Kindern Hochdeutsch einzutrichtern. Erscheint mir auch sehr plausibel, da das Transferieren zwischen Dialekt und Hochsprache ebenfalls Sprachkompetenz erfordert. Mir hat es zumindest nicht geschadet.
Es böte sich hier an über die Schönheit des bayerischen Würzwortes "fei" zu referieren, aber ich will es mal nur erwähnt lassen.
4. Das Rechtschreibeproblem hat sicher mehrere Ursachen.
a) Im Kindesalter ist ein Kind eine zeitlang sehr leicht zugänglich, was Bildung der Sprachkompetenz betrifft. So weit ich weiß, wird von einem "Sprachfenster" gesprochen. Es wäre hier Aufgabe der Bildung [von seiten der Eltern oder des Staates] in dieser Periode dem Kind so viel wie möglich zu gute kommen zu lassen, bevor sich dieses wieder schließt.
b) Informationsflut und neue Medien. Allein die SMS-Sprache stellt nur noch eine rudimentäre Verstümmelung ihrer evolutorischen Vorgängerin dar. Das muss jedoch auch bedacht werden: Sprache lässt sich nicht konservieren. Der Zeitgeist schlägt sich in ihr nieder und zu dem kann man stehen, wie man will, etwas Kritik lässt sich da nicht unterbinden.
Ich persönlich stehe allerdings voll auf Anachronismen oder antiquierte Termini. Es hört sich einfach besser an, wenn man "ipsieren" oder "defäkieren" sagt.
c) Die Leute lesen zu wenig. Freilich bieten die neuen Medien viel spannendere Modi an, Information oder Unterhaltung an den Mann, die Frau zu bringen. Wie bei jedem Kunstvergnügen, muss sich das Lesen, Rezipieren und Interpretieren allerdings erst angeeignet werden.
Das stellt einen fließenden Übergang der zu investierenden Arbeit von der Trivialliteratur zur Kunstliteratur dar. An der Spitze stehen dann sicher hermetische Gedichte und Konsorten. Zur Kommunikation taugt das natürlich dann nichts mehr.
Aber zurück zum Lesen: Auf diese Art und Weise lernt sich auch eine Sprache viel besser. Übung der Sprache, feste Phrasen und Sprachbilder plus Gewöhnung an die Rechtschreibung, all inclusive!
Ich persönlich möchte auch noch betonen, dass Sprache einfach verdammt viel Spaß macht. Ich freu mich immer wieder über das Erkennen eines Zusammenhangs zwischen Derivat und Ursprung, in sich schlüssige Metaphern oder andere Stilmittel.
Sprache ist die meines Erachtens zugänglichste Form von Kunst und unumgänglich.