Antwort auf: Subsilver
Bei der Verhandlung hat man dadurch die Pistole auf der Brust und ist entsprechend in einer unfairen Verhandlungsposition. Das Problem ist nicht das Bürgergeld, sondern einfach dieser Niedriglohnsektor und die Ausbeutung auf den das aktuelle System ausgelegt ist.


Genau so ist es. Das Problem ist der Niedriglohnsektor und nicht das Bürgergeld an sich. Dieser Niedriglohnsektor ist eine direkte Folge von Hartz IV, wie allgemein auch bekannt ist. Dass in Berufen, die keine Schul- oder Berufsbildung voraussetzen, weniger gezahlt wird als in anderen finde ich sogar noch ein Stück weit nachvollziehbar. Friseure beispielsweise arbeiten aber ebenfalls für den Mindestlohn - trotz abgeschlossener Berufsausbildung. Köche z. B. gelten in der Regel auch als Geringverdiener, haben eine hohe Arbeitsbelastung und Restaurants müssen einen weiten Spagat zwischen möglichst geringen Preisen und möglichst hoher Bezahlung der Mitarbeiter machen. Warum sollten Arzthelferinnen auch mehr von den Praxiseinnahmen erhalten? Der Gott in weiß gilt doch als Spitzenverdiener.

Dann gibt es noch die Berufe, für die man weder Schul- noch Berufsausbildung benötigt. Die sind praktisch alle schlecht bezahlt (durchschnittlich 20.000 Euro brutto im Jahr). Viel wichtiger ist doch die Frage, was die Menschen dazu veranlasst, solchen Berufen nachzugehen. In der Regel ist es die fehlende Schul- oder Berufsausbildung, wofür man meiner Meinung nach das Bildungssystem verantwortlich machen kann. Viele Bildungsangebote sind einfach teuer und nicht für jeden bezahlbar. Arbeitsuchenden werden solche Bildungsangebote oft gänzlich verweigert. Meiner Meinung nach muss dafür gesorgt werden, dass jeder in Deutschland einen allgemeinbildenden Schulabschluss macht und anschließend eine weiterführende Schule besucht oder eine Berufsausbildung beginnt. Es gibt immer mehr Schulabbrecher, was zeigt, dass der Trend in eine andere Richtung geht. Deshalb mache ich neben Hartz IV auch das deutsche Bildungssystem für diesen Niedriglohnsektor verantwortlich. Man hat Angst vor Problemen, die seit Jahren bestehen, schiebt sie aber dem noch nicht einmal eingeführten Bürgergeld zu.

Nur was macht man mit Berufen wie den Koch oder Friseur? Damit dort bessere Löhne gezahlt werden können, müssten die Preise dramatisch steigen. Versucht ein Betrieb das aber, kann das dazu führen, dass er auf dem Markt abgehängt wird, weil andere günstiger sind. Nicht jeder kann sich einen Friseurbesuch für 100 Euro leisten. Aus Sicht der Arbeitgeber sieht es schwierig aus, denn um diese Mitarbeiter besser bezahlen zu können, müssen die Preise steigen. Wie sollen sie das sonst auch finanzieren? Wir Verbraucher wollen möglichst wenig bezahlen und wären die ersten, die sich darüber beschweren würden, wenn die Preise steigen. Möchten wir mehr zahlen, müssten unsere Löhne steigen, sodass auch unsere Kaufkraft steigt. In diesen Teufelskreis sollte die Regierung regulierend eingreifen, was die große Koalition nicht hinbekommen hat. Ich glaube auch nicht, dass die Ampel hier eine Lösung einbringen wird.
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