Hey.

Darauf sind doch viele Bekanntschaften eh aus. Sie sind deine Freunde, solange sie für sich selbst etwas Gutes sehen. Sobald Du aber mal wirklich auf sie angewiesen bist, jemanden für ein tiefgründiges Gespräch brauchst, um einfach mal alles von der Seele loszuwerden oder aber Dich auf jemanden verlassen musst, weil Du es nicht selbst hinkriegst - bist Du in den meisten Fällen verlassen. Die Leute, die dich dabei nicht im Stich lassen, kann man als Freunde bezeichnen.

Ich selbst habe dazu ein (ich glaube zumindest hier schonmal veröffentlichtes Beispiel). Ich selbst wurde von meiner Ex-Freundin auf die Straße gesetzt und hatte zuvor für sie alles aufgegebn. Wohnung ; Auto ; Arbeit - alles weg ; Beziehung vorbei - getrennte Wege. Somit stand ich also vor dem großen Nichts und durfte wieder bei Null anfangen.
Wenn ich mich richtig erinnere, war es genau eine Person, die gesagt hat "Klar, kannst bei mir pennen bist Du was hast und mach Dir keine Gedanken, wir rocken das schon zusammen bis Du wieder auf eigenen Beinen stehst!"
Ich würde nichtmal etwas sagen, wenn die anderen die Klappe gehalten hätten und sich ihren Teil dazu gedacht hätten, aber noch so dreist zu sein und in der Öffentlichkeit zu schreiben "haha, guck mal ; der sitzt nun auf der Straße und hat nichts eigenes mehr .. " - sowas sind weder Freunde noch Bekanntschaften - das sind (nun darf hier jeder ein passendes Wort einfügen) .. !

Was Familie angeht ; nunja. Klar, es gibt dieses Ideal wie eine typische Familie auszusehen und zu funktionieren hat, aber wo ist das denn wirklich so? Also mich haben meine Eltern in der Not damals auch ziemlich enttäuscht ; allerdings waren das die Ersten (und nach wie vor auch Einzigen) Personen, denen ich es verziehen habe. Wobei verziehen auch das falsche Wort ist. Man vergibt sowas, man vergisst es aber nicht (vergeben -> vergessen -> verzeihen).

Um mal auf die Frage zurückzukommen.. ich finde schon, dass es (wahre) Freunde gibt.
Diese zeichnen sich aber nicht dadurch aus, dass sie immer präsent sind und Dich jeden Tag fragen, wie es Dir geht, sondern sie können durchaus auch mal eine Zeit lang passiv sein, solange sie da sind, wenn es drauf ankommt!
Ich selbst habe 2 solcher Leute, für die ich auch alles tun würde, genauso wie sie für mich. Und nach solchen Erlebnissen ist es auch echt beruhigend zu wissen, dass man sie hat - denn ansonsten kann man sich recht schnell sehr sehr einsam fühlen und kommt sich verloren vor.
Aus einem solchen Tief, kommt man nur sehr schwer wieder heraus, aber es ist machbar (im Notfall auch allein - mit Unterstützung von Freunden ist es aber um Einiges leichter).

Ich würde Freundschaften nicht als Illusion hinstellen - es klingt schon sehr danach, als sei die gute Frau mit der Du dich unterhalten hast, ziemlich geprägt durch Negativerlebnisse. Ich hoffe ich bin nicht zu weit weg vom Thema.
Liebe Grüße.