Sicher ist jede Handlung (zum Teil) notwendig egoistisch.
Man könnte jedoch fragen, ob man DAS Motiv einer Handlung eindeutig identifizieren kann, oder ob es nicht eher multiple Faktoren gibt, die unsere Entscheidungen beeinflussen. Kann man eine Handlung, die - flapsig gesagt - zu 30% aus Egoismus und zu 70% aus Altruismus besteht, tatsächlich als egoistisch bezeichnen?
Wie schaut es aus mit einem Vater/einer Mutter, der/die das eigene Leben für das Leben seines/ihres Kindes opfert?
Auch hier findet man egoistische Motive (Ich will, dass mein Kind Lebt, weil ich ohne es nicht mehr leben wollen würde, etc.), aber ist nicht der altruistische Aspekt, das eigene Leben wissentlich für eine andere Person aufzugeben, ein Indiz dafür, dass diese Handlung zwar teilweise egoistisch motiviert, im Großen und Ganzen jedoch eher im Altruismus zu verorten ist? (Die Aufgabe des eigenen Lebens widerspricht immerhin vollkommen der Menschlichen Art und den Bestrebungen der Evolution)
Ich finde eine reine Diskussion darüber, ob jede Handlung egoistisch ist, sowieso ziemlich langweilig. Viel interessanter wäre die Frage, ob das Vorhandensein eines egoistischen Motivs automatisch die Moralität einer Handlung negiert.
Ist die Gabe einer Spende für die Finanzierung einer Schule in Afrika allein dadurch unmoralisch, dass das Movens unseres Handelns in der Befriedigung unseres Gerechtigkeitsempfindens besteht?
Oder ein alternatives Beispiel, das vielleicht noch schwerer zu beantworten ist: Handeln wir unmoralisch, wenn wir aus schlechtem Gewissen über unseren Reichtum heraus einem Obdachlosen zwei Euro schenken?
Und muss man bei der Frage nach der Moralität Unterschiede zwischen intrinsischen Motivatoren (schlechtes Gewissen) und extrinsischen Motivatoren (jemand beobachtet mich und ich will nicht als Geizhals dastehen) machen?
Diese Frage finde ich viel interessanter als die alleinige Frage, ob (menschliches) Handeln allgemein notwendig egoistisch ist.