Heyho!
Also erst einmal: Ich kann doch nicht der erste sein, der sich nach zwei Wochen, die der Thread hier steht, dazu meldet? Kommt schon, das sind Videos, die 2-4 Minuten lang sind, die Zeit wird sich ja wohl jemand genommen haben?
Aber nagut, genug getadelt!
Ich habe mir gerade alle Videos nacheinander angeguckt, um ein vernünftiges Feedback geben zu können, auch wenn meine Meinung nach den ersten paar Videos schon getroffen war, wollte ich sie bestätigen. Der Haupteindruck, der sich über alle Videos gezogen hat, war folgender:
Viel Spaß beim Schauen - und Lernen!
Viel Spaß beim Schauen? Ja. Es war unterhaltsam, es war was fürs Ohr und fürs Auge. Christoph Maria Herbst hat eine sehr angenehme Stimme und bringt die gewünschte Form gut rüber.
Aber Spaß beim Lernen kann man nur haben, wenn man wirklich etwas lernt und da kann ich nur sagen, dass man da nicht viel lernt. Jemand, der ohne jegliches Vorwissen da rein geht, sich zwar dafür interessiert, aber kein Vorwissen hat, kann damit nichts anfangen. Es ist einfach zu viel Input in zu kurzer Zeit. Und weil viel Input und wenig Zeit gar nicht vereinbar sind, ist der Input sehr oberflächlich.
Das Kernproblem ist die Oberflächlichkeit. Ich habe Vorwissen zu allen der gelisteten Themen und wusste auch vor dem Video, was das Video mir mitteilen will. Nur weil ich genau wusste, worauf man hinaus will, konnte ich dem Ganzen folgen und verstehen. Ich habe mich aber die ganze Zeit in die Lage eines Interessenten versetzt, der davon noch nie was gehört hat. Der guckt sich das an und weiß nach dem Video nicht mehr als vorher. Fragt man ihn unmittelbar danach, was es z.B. mit Utopia auf sich hat, wird er eine mehr oder weniger zufriedenstellende (in Schulkreisen auch "befriedigend" oder "ausreichend" genannt) Antwort parat fragen. Fragt man ihn zwei Tage später, weiß er gar nichts mehr mit den Begriffen anzufangen. Zu oberflächlich, zu schnell und teilweise gar nicht richtig. Als gute Beispiele blieben mir "Metaphysik" und "Hermeneutik" in Erinnerung. Wüsste ich nicht, was die Begriffe bedeuten, hätten die Videos mich nur auf eine richtige Grundrichtung gebracht, aber wirklich nahe käme ich den Begriffen nicht. Als wäre ich in Brasilien und man würde mir sagen, nach Schweden gehts in Richtung Norden. Ist nicht falsch, aber nach Schweden sind es doch schon ein paar Umwege.
Ich freue mich, dass generelles Interesse besteht, Philosophie den Menschen nahe zu bringen und dass auch auf der Seite der Rezipienten Interesse vorliegt, aber dieser Weg ist einfach nur unbefriedigend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das jemand anguckt und ernsthaft mit einem "Aha"-Effekt aus der Sache rausgeht, von einem nachhaltigen Lerneffekt oder aufgewecktem Interesse ganz zu schweigen.