Sehr interessantes Thema, wir hatten dieses auch mal.
Ein genauso zutreffendes wie sinnfreies Argument war, als ein Volksentscheid in der Schweiz lief und wir darüber sprachen: "Wäre in Deutschland nicht möglich, die Portokosten wären zu hoch."

Das ist typisch deutsch. Es könnte schwierig sein, also wird es schlichtweg nicht genutzt. Was im Video angesprochen wird, ist die zunehmende Vernetzung der Gesellschaft, die durch das Internet ermöglicht wird.
Bezogen auf eine direkte Demokratie würde dies dahin führen, dass man beispielsweise online über Gesetze abstimmen könnte. Doch der Haken und das Totschlags-Gegenargument wären auch hier: Nicht jeder hat Zugang, die älteren Bürger kennen sich nicht damit aus, etc. pp.

Ich bin generell für mehr Demokratie, doch eine Abschaffung der bisherigen Repräsentative erscheint mir als zu krass - wer würde dann den Anstoß über gewisse Diskussionspunkte geben, was wäre mit den Kommunen, sprich: wer übernimmt die Verantwortung?

Eine sinnvolle Möglichkeit wäre meiner Meinung nach ein "Bürgermandat". Quasi ein Prozentsatz, der die Meinung der Bürger widerspiegelt.

Nehmen wir als Beispiel den Bundestag: Sagen wir mal, 20 % wären das sogenannte Bürgermandat. In dem Beispiel stimmt man über eine Erhöhung des Erziehungsgeldes ab.
Die Abstimmung wird, sagen wir mal 2 Wochen vorher, im Internet auf einer vertrauenswürdigen Seite der Regierung bekanntgegeben. Nun hat jeder Bürger die Möglichkeit, sich dort anzumelden und online über den Gesetzesentwurf abzustimmen. Das ganze sollte natürlich möglichst einfach verständlich zusammengefasst sein, mit dem reinen Entwurf könnten die meisten Normalbürger nichts anfangen.
Nach 2 Wochen steht fest: Die Mehrheit der Bürger ist für eine Erhöhung des Kindergeldes. Bei der abschließenden Abstimmung darüber wählt das Bürgermandat also ja - 20 % der Stimmen sind also für ja.
Die Zahlen sind jetzt rein aus dem Stehgreif gegriffen, aber ich denke, man versteht, was ich meine.

Ein Effekt, der einiges erklärt, was ihr gerade anführt, ist die Resignation. Die Menschen haben sich größtenteils mit dem bestehenden System schlichtweg abgefunden, die meisten gehen auch lieber ihr Brot verdienen oder zur Schule als zu Demonstrieren, denn was bringen diese im Endeffekt? Nichts. Wären es genügend Teilnehmer, könnte das System wirklich beeinträchtigt werden, weil die Wirtschaft für einige Zeit nicht mehr den Wünschen entsprechend laufen würde, aber das wird hier in Deutschland wohl eher nicht passieren.
Der gleiche Grund, warum einige nicht mehr wählen - es hat für sie keinen Sinn, es sind ja immer die gleichen Parteien, die an der "Macht" sind. Haben diese einmal ihre Wahl sicher, können sie sich Jahre lang austoben, ohne dass der Bürger um die Ecke etwas dagegen unternehmen könnte.

Die Politik kann einfach viel zu viel so entscheiden, wie sie es für richtig hält, ohne dass die Bürger ein wirkliches Mitspracherecht haben. Initiativen gründen, schön und gut, doch all das garantiert keine Mitsprache, keine Interventionsmöglichkeiten. Vielen fehlt auch einfach die Courage, man meckert, tut aber nichts gegen das, was vermeintlich an der Misere Schuld sein könnte.

Ich finde den Gedanken mehr als interessant, mehr Demokratie könnte, richtig umgesetzt, doch insgesamt mehr Zufriedenheit auslösen.