Nun ich hab das Thema schon länger verfolgt, und erst jetzt Zeit gefunden, zu antworten. Ich muss sagen, dass bei dem Thema selbst mir die klugen Ratschläge bzw. meine Ironie vergehen.
Denn auch ich denke oft an den Tod, und zwar teile ich sehr die Ängste von Ampelmännchen+w.
Weniger um das Sterben geht es mir, so unschön das sein mag, aber ich denke mir, man kann die Schmerzen mit Schmerzmitteln weitestgehend stillen, und auch wenn nicht, wäre in dem Moment weniger der Schmerz meine Sorge, sondern die Gewissheit gleich tot zu sein.
Und genau für diesen Moment ist der weise Spruch des weisen Mannes dann eben doch nicht mehr so weise. Aber ansonsten hat er mir schon ein wenig geholfen.

Mein Problem ist, dass ich irgendwann nicht mehr da sein werde. Dass andere Menschen Dinge tun, die ich auch so gern tue und noch ewig tun würde. Neulich lief ich an einer Mauer lang, ich dachte mir, wieviele Leute sind schon an dieser Mauer langgegangen? Vielleicht hat ein Stein dieser Mauer, hätte er Augen schon 2 mio. Liebespaare mit Babys (es war gegenüber der Frauenklinik, wo ich geboren wurde) gesehen. Und ein paar tausend Obdachlose, und ca. 6 Mrd. Autos usw und so fort.
Aber du... du wirst vielleicht noch 100, vielleicht auch 1000 oder wenn du es darauf anlegst auch 10000 mal an diesem Stein vorbei gehen können. Danach wird der Stein mehr wert sein als du, weil du wahrscheinlich von irgendwelchen Tieren zerfressen wirst. Ein anderer Junge wird vielleicht an dieser Mauer vorbei gehen und sich ähnliches Fragen. Vielleicht wird er gerade verliebt sein oder sonst irgendwie glücklich. Und das gönnst du ihm ja auch, aber warum sollst du das dann nicht mehr dürfen?
Bloß weil die Natur - die Evolutionstheorie einmal zugrunde legend - entschieden hat, dass ein Filtermechanismus stattfinden soll, damit die Arten sich immer weiter perfektionieren?

Ampelmännchen+w sagte:
Zitat:
Wovor genau ich angst habe kann ich eigentlich nicht genau definieren. Ich glaube, einfach davor das ich nichts mehr spüre also einfach weg bin. vielleicht sehe ich auch einfach den sinn des lebens nicht, wenn ich sage das es doch sowieso mal zu ende ist.


Das sehe ich sehr ähnlich.

Zitat:

Ich habe glaube ich nicht Angst vor Schmerzen, sondern davor, das einfach alles weg ist, alles was ich gemacht und vielleicht verändert habe. Das da halt nichts mehr ist.


exakt!

Das Problem ist, wenn man erst einmal anfängt darüber nachzudenken, dann wird man verrückt. Solange einen der Tod nicht streift, weil vielleicht ein naher Verwandter stirbt, oder man selbst krank ist, oder zumindestens dachte, man wäre krank, etc. geht das mit dem Alltag vielleicht gut, dass man einfach gar nicht auf solche Gedanken kommt. Früher oder später wird aber jeder mit dem Tod (eines anderen) konfrontiert werden, insofern geht er uns sehr wohl etwas an
@ weiser, griechischer Philosoph (oder schreibt man es jetzt Philosof? ach egal, wir müssen eh alle sterben...)

Paragraph 1 des Grundgesetzes sagt:
Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Gibt es etwas würdeloseres als einen Menschen mit einer ausgeprägten Seele, einem Charakter, einer Persönlichkeit, einem Empfinden, einer Sprache, eigenen Freunden, spezifischen Fähigkeiten, usw. der einfach irgendwann vernichtet wird? und das auch noch vorher weis?

Ich finde, Tiere, die sich nicht als nur zeitweise existierend wahrnehmen führen ein würdevolleres Leben.

Wenn man einen Glauben hat, oder die "Die Seele trennt sich lediglich vom Körper-Theorie" verfolgt - schön und gut.
Wenn man aber wie ich (leider) die rein wissenschaftliche These verfolgt, dass auch die Seele nichts als Hirnströme sind, die mit dem Erlöschen der Gesamtfunktion der Maschine Mensch ebenso versiegen, dann macht einen der Gedanke krank.

Der auf den ersten Blick positive Ansatz "Lebe dein Leben, solange du noch kannst" - man kennt solche Parolen aus 80% der Knuddelsprofile, oder aus "Club der Toten Dichter" "Party Animals" etc.... - kann so zur Zwangsneurose entarten.
Wenn man ständig auf der Suche nach dem maximalen Kick ist, denn das Leben ist ja kurz, man sollte es so viel genießen wie möglich, dann macht das einem das Leben irgendwann mehr schwer, als es einfach zu leben und nicht ständig den Sinn und die Ausbeute seiner Aktionen zu hinterfragen. Unterm Strich ist eh alles wurscht - oder?
Ob man nun 10 Nobelpreise hatte, 2000 Supermodells als Freundinnen, oder reich war; ob man in den Geschichtsbüchern steht oder nur als Korn-Ede ein paar Obdachlosen bekannt war - was bringt es einem effektiv, wenn man tot ist?

Das schlimmste ist, dass mir die Bequemlichkeit zu sagen: "ich bringe mich um - bei soviel Sinnlosigkeit" nicht bliebt, wie sie vielen bleibt, denn genau das, tot zu sein, will ich um alles in der Welt verhindern.

Bleibt tatsächlich nur, einen Weg zu finden, den bevorstehenden Tod Tag für Tag zu verdrängen, darauf zu hoffen, dass die Medizin so weit voranschreitet, dass sie meine innere Uhr überholt, oder es einfach zu ertragen.

Oder?

Liebe Grüße und bis dann,
Euer Engel