Die Theorie hat aber leider meiner Meinung nach einen gravierenden Mangel/Fehler, weswegen sie wahrscheinlich auch nicht so gut auf geht:
Der hauptsächliche Beweggrund für diese Überreaktion ist meiner Meinung nach aber nun doch die Person, die dahinter steckt und nicht die entpersonalisierte Abweisung an sich. Natürlich wird niemand gerne zurückgewiesen, aber deswegen reagiert man noch lange nicht so stark...
Und sich selbst in so einer Situation anzulügen und zu behaupten, dass es nur an der Abweisung liegt... Respekt, wer so etwas schafft.
Aus diesem Grund würde ich doch eher zu deinem hinterfragten einreden tendieren und das klarmachen da streichen, da es in den meisten Fällen bestimmt doch an der Person an sich liegt. (Natürlich gibt es Spezies, die bei jeder Abweisung so extrem reagieren... aber na jaaaaaaaaaaaa.. Das ist auch nicht mehr normal

)
Ich glaube schon, dass Abweisung alleine soetwas auslösen kann. Ich nehme mal ein extremes Beispiel aus einem anderen Bereich, das aber sehr deutlich macht, dass Abweisung alleine soetwas auslösen kann.
Stell dir ein Kind vor, dass seinen leiblichen Vater nicht kennt und nie kennengelernt hat, jetzt aber unbedingt Kontakt haben möchte. Wenn der Vater jetzt deutlich macht, dass er kein Interesse daran hat, das Kind näher kennenzulernen und es zurückweißt, ist das Kind unfassbar traurig, verzweifelt und deprimiert. Und wieso? Weil es sich fragt: wie kann es sein, dass ich für meinen Vater so uninteressant, so unwichtig bin?
Es geht eigentlich nicht um die Person des Vaters, da das Kind ja gar nicht genau weiß, wie der Vater ist - sondern es kommt nicht damit zurecht, dass es von jemandem zurückgewiesen wurde, an dem es großes Interesse hatte.
Genau dasselbe ist beim Verliebten auch: natürlich hat der Mensch großes Interesse an der anderen Person (wie das Kind an seinem Vater auch), aber das alleine erklärt nicht, wie es zu diesen Gefühlen kommt.
Die Kombination aus "Ich habe Interesse an einer Person" und "Ich scheine aber egal zu sein und werde zurückgewiesen" löst letztendlich diese extremen Gefühle aus. Ich bin auch überzeugt davon, dass man dann versucht, diese Person doch noch für sich zu gewinnen, weil das diese erlebte Zurückweisung rückgängig machen würde (und auch DAS nicht nur wegen der Person an sich!)!
Zumal: wenn man eine Beziehung hat und dann jemand Schluss macht, gut...Dann gibt es einen Grund, so extreme Reaktionen über einen längeren Zeitraum zu zeigen.
Aber wenn es wirklich nur ums Verliebtsein geht... Da steht der Grad, zu dem man den Menschen, in den man verliebt ist, kennt, oft in keinem Verhältnis zu dem Ausmaß an Trauer, das man empfindet. Habe ich oft genug bei mir und bei Leuten in meinem Umfeld erlebt. Meiner Meinung nach kennt der Trauernde sein Objekt der Begierde meist gar nicht gut genug, als dass solch eine extreme Reaktion gerechtfertigt wäre.
Klar. Man kennt den Menschen, man hat Interesse gezeigt, man hat eventuell auch bereits einige wenige Momente geteilt... Aber die reichen meiner Meinung nach für solch krasse Reaktionen nicht aus. Ich bleibe dabei: ein Großteil des Schmerzes wird ausgelöst durch folgende (unbewusste) Gedankengänge: "Ich habe Interesse an jemandem gehabt, dieses Interesse vielleicht sogar offenkundig gemacht und wurde DENNOCH zurück- und abgewiesen - wie kann es sein, dass ich so unwichtig bin?"
Anders kann man die Reaktion vieler unglücklich Verliebter, die gerade mal ein bis zwei Hände voll Informationen über ihren Schwarm haben, nicht erklären.
Das heißt als Fazit für beide Fälle... Die Person muss natürlich einen gewissen Stellenwert erreicht oder eine gewisse Rolle eingenommen haben, ansonsten würde einen die Zurückweisung kalt lassen, aber letztendlich ist es so:
Das Kind denkt: Wie kann es sein, dass ich so unwichtig bin, dass nicht einmal mein Vater mich kennenlernen möchte? Und es steigert sich immer weiter in ein Verlangen und eine Sehnsucht nach dem Vater hinein, obwohl es gar nicht weiß, was das für ein Mensch ist.
Der unglücklich Verliebte denkt: Wie kann es sein, dass ich so unwichtig bin, dass nicht einmal der Mensch, den ich so interessant fand, mit mir zusammen sein oder wenigstens weiter Kontakt zu mir haben möchte? Und er steigert sich immer weiter in sein Verlangen und seine Sehnsucht nach der anderen Person hinein, obwohl er diese vielleicht auch gar nicht sooo gut kennt!