Ich bin zwar unbedingt für Treue innerhalb einer Beziehung, aber finde keineswegs, dass das Sexualverhalten außerhalb einer festen Beziehung für die (Un)Treue spricht, die der jeweilige Partner auch innerhalb einer solchen zeigen würde.

Von "sich lieben" oder "Liebesbekundungen" kann vor einer festen Beziehung ja schon einmal gar nicht die Rede sein - dafür muss man sich (meiner Meinung nach) viel besser und länger kennen und viel mehr Zeit miteinander verbracht haben, um solche Worte in den Mund nehmen zu können. Allerhöchstens ist da also eine Schwärmerei, ein sich zueinander Hingezogenfühlen, vielleicht auch ein Gefühl des Verliebtseins.
Wenn allerdings bisher noch keine feste Beziehung daraus wurde, scheint es ja irgendwelche Umstände, Gedanken, Gefühle oder Zweifel zu geben, die dagegen sprechen. Wieso sollten sich die beiden Beteiligten dann nicht weiter "umschauen" und ihre Fühler ausstrecken, anstatt weiter einzig und allein einer Sache hinterher zu laufen, von der mindestens einer der beiden nicht zu 100% überzeugt zu sein scheint.

Eine Sache von Respekt, Anstand und Vertrauen ist es für mich dagegen eher, dass der, der sich "auch anderweitig umgeschaut hat", ehrlich zu der anderen Person ist und sie nicht in dem Glauben lässt, sie wäre seit Beginn dieser Liebschaft die einzige Person, mit der man so intim war. Damit dieser Mensch für sich entscheiden kann, ob er von jemandem "angefasst werden möchte" oder jemanden "anfassen möchte", der Ähnliches parallel auch mit anderen treibt. Dieses Recht sollte nämlich definitiv jedem zustehen!
Bevor man aber nicht in einer festen Beziehung ist, gibt es sowas wie Treue nicht (höchstens Loyalität und dazu gehört auch die Ehrlichkeit - eben dem Anderen ehrlich zu sagen, was Sache ist/war) und deswegen hat dieses "(Nicht-)Fremdgehen" meiner Meinung nach auch nichts mit Respekt- oder Anstandslosigkeit zu tun.

Nehmen wir beispielsweise an, wir haben zwei Figürchen, die sich in einer Art "Affaire" befinden. Einer der beiden möchte gerne eine feste Beziehung, Figur 2 ist sich jedoch nicht ganz sicher. Kann Figur 2 jetzt von Figur 1 erwarten, dass Figur 1 monatelang "treu" ist, ohne dabei wirklich eine Beziehung zu haben, weil eben Figur 2 sich vor jener sträubt? Meiner Meinung nach kann Person 2 hier keine Ansprüche stellen, die man in einer festen Beziehung stellt, aber nicht dazu bereit sein, eine feste Beziehung einzugehen.
Ein anderes Beispiel: zwei Menschen haben eine Liebschaft miteinander, es bahnt sich etwas an, sie verbringen oft und gerne Zeit miteinander, sind vielleicht sogar intim - und dennoch scheinen noch letzte Zweifel im Raum zu stehen, weil es zu keiner festen Beziehung kommt. Wenn einer der beiden nun jemanden kennenlernt, der sympathisch, (sexuell) attraktiv und irgendwie reizvoll ist....und er mit dieser Person intim wird - heißt das dann, dass er unfähig ist, monogam zu leben und einer Versuchung INNERHALB einer Beziehung, wenn er WIRKLICH im stillen Übereinkommen Verpflichtungen eingegangen ist, zu widerstehen?


Bearbeitet von Purpura Schönlein Henoch (30.09.2010, 21:21:40)
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Ab und an ist es "Spike", dessen Herz das meinige zunächst umarmen, umschließen, schlussendlich in sich aufnehmen und es dann sein möchte - eins sein möchte.