Ich bin seit etwa 2004 auf der Linkin-Park-Schiene. Woran ich mich noch gut erinnern kann, ist, wie ich nebenher die beiden Alben Hybrid Theory und Meteora kennengerlernt habe. Es klang gut, ich konnte anfangs jedoch die Song nicht so recht auseinanderhalten, weil sich alles im Stil so sehr ähnelte. Die Unterschiede kristalisierten sich erst mit der Zeit heraus.

Das war dann der Zeitpunkt, zu dem ich das erste Mal eine Lieblingsband gefunden habe (und das ist sie auch bis heute!). Die Zeit davor hatte ich viel Californication und auch By the Way von Red Hot Chili Peppers gehört, doch diesen neu entdeckten Sound fand ich interessanter. Also weg vom Funk und in Richtung Nu-Metal. Das typische Markenzeichen LPs: In den Versen ein rappender Mike und im Chorus ein screamender Chester, untermalt von fetten Gitarrenriffs. (Hier übrigens sehr schön parodiert!)

2007 kam dann der Einschnitt in die Musik und die Fangemeinde von Linkin Park. Sie wollten weg vom damaligen "Teenie"-Sound hin zu einem reiferen. So waren die Lyrics auch ein wenig anders ausgelegt, wurde es mit Hands held high politisch. Ja, es wurde ruhiger und poppiger auf Minutes to Midnight. Mikes stimmlicher Einsatz wurde weniger, dafür gabs dann das erste Mal Gesang von ihm (sehr empfehlenswert: No Roads left). Als damals die erste Single, What I've done, rauskam, war ich auch ein wenig irritiert. Obwohl sie dem alten Stil doch noch recht ähnlich war, hörte es sich merkwürdig an. Einige Durchläufe später verliebte ich mich jedoch auch in diesen Song, sodass ich ihn innerhalb einer Woche über 1000-mal gehört habe. :-]

Das ganze Album war dann auch eine Gewöhnungssache für sich. Letztendlich wurde der Gefallen an diesem Werk auch immer größer. Die Lieder im alten Stil Given up und No more Sorrow (live noch viel atemberaubender) sind einfach wie die Klassiker, die poppigeren Songs Leave out all the Rest, In Pieces und The little Things give you away bauen eine schöne Atmosphäre auf. Ich denke, dass mir dieses Album besser gefällt als ihr Debüt. Es klingt runder.

Im Mai letzten Jahres kam dann New Divide. Wahnsinn! Klingt in meinen Ohren zwar wie eine Collaboration aus What I've done und Behind blue Eyes, aber dies ändert ja nichts an der Qualität des Songs. Nur fehlte ein wenig die Innovation.

Und nun, nach so langer Wartezeit, ist also das neuste Meisterwerk von LP erschienen.
Vorab: The Catalyst konnte mich von Anfang an nicht so sehr überzeugen, nach etlichen Stunden (zugegebenerweise zwingt man sich als Fan immer dazu) des Durchhörens finde ich den Song auch ganz gut, kommt aber nicht an die altbekannten Perlen heran.
Dann kam Wretches and Kings. Huch, was ist denn das? Eine Rede? Nun ja, der Beat weiß jedoch zu überzeugen und hat die Hoffnungen auf ein geniales Album wieder steigen lassen.

Das Gefühl, das hochkam, als ich das erste Mal A Thousand Suns zu hören bekam, lässt sich gut mit dem vom letzten Album vergleichen. "Was ist das denn?"
Die vielen Interludes scheinen den Hörfluss eher zu stören. Der Stilbruch ist auch vollzogen. Wo sind die geliebten Powerchords? Wieder zwingt man sich dazu, am Album dranzubleiben. Und so unglaublich es ist: Das Album wird von Mal zu Mal besser! Die Interludes stellen eine sinnvolle Brücke dar und gefallen auch für sich selbst. Die ruhigen Songs werden "hörbarer" und reihen sich somit auch gut ein.

Das Wichtigste an dem Album ist: Man sollte es immer von Anfang bis Ende durchlaufen lassen, um es wirklich in allen Zügen genießen zu können.
Die wenigen härteren Songs überzeugen. When they come for me war Liebe auf den ersten … Hörorgasmus? :-D
Auch sehr genial ist der Teil, der ab Minute 3 eingeleitet wird. Nicht zu überhören ist der Teil, wo Brad mit dem Megaphon auch einen "gesanglichen" Beitrag leistet. :-)
Sehr nett ist auch Blackout, welches perfekt zu Chesters Screams geschmiedet wurde.
Etwas mehr instrumentale Unterstützung von Brad ist auf Burning in the Skies zu hören. Ruhig und rockt trotzdem in meinen Ohren!
Die (voraussichtlich) zweite Single-Auskopplung, Waiting for the End, ähnelt dem alten Aufbau der LP-Lieder. Vom Stil her aber auch wieder komplett anders. Chesters Gesang hörte sich für mich anfangs noch wie Schlager an, doch diese "Krankheit" hat sich mit der Zeit auch gelegt. :-P

Fazit: Den Fans, die nur die ersten beiden Alben oder immer nur einzelne Songs an sich mögen, wird A Thousand Suns nicht zusagen. Für die Fans, die Linkin Park interessiert bei ihrer Entwicklung begleiten, auch das Vorgängeralbum gut fanden und Alben als ganze Einheit sehen, kann ich nur wärmstens meine Empfehlung aussprechen.
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Knuddelige Grüße
redorange