Unterdrückt wird der, der mündig ist.
Das Treffen von Entscheidungen für Heranwachsende ist Teil der Erziehung derselben und hat nichts mit Unterdrückung zu tun.
Du behauptest also, der Besuch des Kindergartens sei Unterdrückung seitens der Eltern? Du bist dir schon darüber im Klaren, dass der Kindergarten dazu konzipiert ist, Kinder erstmals an real existierende soziale Strukturen zu gewöhnen, sie den Umgang und das Verhalten in Gesell- und Gemeinschaft zu lehren, Kindern das Lernen und die Informationsaufnahme beizubringen. Und dir ist sicher auch klar, dass solche (sozial-)pädagogischen Institutionen nur eines zum Ziel haben: Menschen zur Mündigkeit zu erziehen. Und solange ein Mensch nicht mündig insofern ist, als er die Grundlagen, wie beispielsweise die Kommunikation mit Mitmenschen, nicht kennt, ist es vollkommen ungerechtfertigt, hier von Unterdrückung zu sprechen. Lustig ist nur, dass du gerade die Einrichtungen, die zum Ziel haben, Menschen durch Denken und Erkennen und Reflektieren vor Unterdrückung und Ausbeutung zu bewahren, der Unterdrückung anklagst, und dazu gehören auch die Eltern.
Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass ein Mensch, der noch gar nicht in der Lage ist, irgendwelche Strukturen zu erkennen oder gar zu verstehen, unterdrückt werde, indem über seinen Kopf hinweg entschieden werde? Das ist purer Unsinn.
Empfindest du es auch als Unterdrückung, Grund- und weiterführende Schule zu besuchen?
Emfpindest du es auch als Unterdrückung, dass man ein neugeborenes Kind oder meinetwegen auch ein Baby nicht danach fragt, ob es nun Apfel- oder Bananenbrei möchte?
Also bitte, ich kann deinen Übermut nicht nachvollziehen und finde, dass ein so unbedachte (An-)Klage eher in den Kindergarten gehört als Unterdrückung.
Wer jedwede Art von Autorität als Unterdrückung ansieht, schlittert in meinen Augen etwas zu weit. Ich lehne eine staatliche und ökonomische Autorität weitestgehend ab. Aber die Erziehung eines Menschen fällt für mich tatsächlich nicht unter den Aspekt der Unterdrückung, denn nicht überall, wo gegen eines anderen Willen entschieden wird, gibt es Herrschaftsverhältnisse.