Es war 02.54 Uhr, ein Samstag.
Da saß ich trotz der ganzen guten Vorsätze, dass ich lernen wollte.
Ich war eigentlich einer dieser Musterschüler, aus denen mal was
Anständiges werden würde. War das ein Zitat der Lehrer oder mein
eigenes? Ich weiß es nicht mehr. Während ich so durch die Weiten
des Internets irrte, wie ein Verwirrter im Labyrinth des Minotaurus
und mir die melancholischenund zugleich leidenschaftlichen
Soundtracklieder des Films ''Die fabelhafte Welt der Amelié'' anhörte, erreichte
mich eine Nachricht. Ein alter Bekannter, kein Freund, kein Feind. Er erzählte mir
von seiner glücklichen Beziehung. Ich steckte den Ventilator an und schaltete ihn
ein auf Stufe 1. Es war heiß. Er erzählte von seiner Wohnung und dass sie
zusammengezogen seien. Ich holte mir derweil ein Glas Martini und mischte
es mit kalter Vanilla Coke. Und von seinem Glück, dass er kaum fassen konnte.
Er wüsste erst jetzt, was wahre Liebe sei. Ich trank aus und, verlor mich in Träumen
und vergaß mein Zimmer mit dem flimmernden Monitor, das Biologiebuch, welches
mir vergebens versuchte das Allensche Gesetz zu erklären und befand mich plötzlich in
einem kleinen Zimmer, dessen Tür ich gerade öffnete und eintrat.
Mein Freund kochte gerade das Essen, es duftete gut und er schloss mich in seine Arme.
Ein Augenblick der Erfüllung, der Nähe, der Zärtlichkeit. Zerplatzt.
Wir schrieben weiter. Er redete von seiner großen Liebe. Doch gab es so etwas wie die
''große Liebe''? Ich meine, wenn man sie einmal gefunden hatte, waren dann alle anderen
Liebeserfahrungen im Leben ''kleiner'' und minderwertig? Und was wäre, wenn meine
große Liebe in Toronto, Kanada oder in Auckland, Neuseeland lebt? Werde ich dann niemals
glücklich ohne ein Suchkommando loszuschicken, das den ''Richtigen'' aufspüren sollte?
Muss ich mich für den Rest meines Lebens mit der ''kleinen Liebe'' zufrieden geben,
die mich sowieso nicht erfüllen wird, weil sie nach spätestens drei Monaten enden wird.
Die Musik im Hintergrund wurde mal dramatisch, mal ruhig, mal sanft, mal impulsiv.
Ich dachte an einen Film, den ich einst gesehen habe. Dort hieß es, dass diejenigen,
die es nicht besser können, Lehrer werden. Vielleicht werde ich also bis an mein
Lebensende glücklichen Paaren zuhören, wie sie von ihrem Glück schwärmen
und ihnen Tipps geben, was sie besser machen sollten, wie ich es bisher bei Freunden tat.
Und dann dachte ich an diesen einen Menschen, an diesen ganz besonderen Menschen,
kennt ihr das? Es gibt immer einen ganz besonderen Menschen im Leben, auch wenn man
das nicht immer weiß. Es ist dieser Mensch, an den man denkt, wenn man einen
Psycho-Liebes-Test in einer Zeitschrift macht.
Und diesen Menschen konnte ich nicht haben. Was blieb übrig?
Die Musik hörte auf zu spielen. Mittlerweile war es sogar kalt.
Ich wusste nur, dass ich nichts daran ändern konnte, wie es war..
und vielleicht sollen wir alle nichts daran ändern, wie es ist...,
denn es erschien mir plötzlich seltsam, die Liebe zu suchen..
vielleicht sind wir schon auf dem richtigen Weg, bloß dauert mancher Weg etwas länger.
Ich ging schlafen.
Es war 03.45 Uhr, ein Samstag.