Antwort auf: Grabroiber
Antwort auf: Herr Tod
Zitat:
Wenn das menschliche Gehirn einfach alles erklärt, warum haben wir Gefühle? Die müssen ja irgendwo her kommen ;) ...


Grabroiber dir ist schon bewusst, dass Gefühle auf chemische Prozesse im Gehirn zurückzuführen sind, oder?


Du möchtest also behaupten das ein chemischer Prozess Liebe erklärt. Interessant. Kannst du das bitte ausführlicher erklären (bitte auch mit dementsprechenden Quellenangaben).


Einführend:

Neueren Untersuchungen des Gehirnstroms und Studien zufolge bewirkt Verliebtheit in Bereichen des menschlichen Gehirns, die auch für Triebe zuständig sind, die höchste Aktivität, was darauf schließen lässt, dass das Gefühl, das gemeinhin als „Liebe“ (im Sinne von Verliebtheit) bezeichnet wird, in seinem biochemischen Korrelat einen starken Zusammenhang mit dem biologischen Trieb aufweist.

Verliebt sich ein Mensch, so sorgen verschiedene Botenstoffe für Euphorie (Dopamin), Aufregung (Adrenalin), rauschartige Glücksgefühle und tiefes Wohlbefinden (Endorphin und Cortisol) (umgekehrt können Momente, in denen man nicht mit der geliebten Person zusammen ist, als sehr schmerzhaft bis hin zur Verzweiflung empfunden werden) und erhöhte sexuelle Lust (Testosteron sinkt bei Männern, steigt bei Frauen). Auch Sexualduftstoffe (Pheromone) werden vermehrt abgegeben. Hingegen sinkt der Serotoninspiegel stark ab, wodurch der Zustand der Verliebtheit in diesem Punkt eine Ähnlichkeit mit vielen psychischen Krankheiten aufweist. Das trägt dazu bei, dass Verliebte sich zeitweise in einem Zustand der „Unzurechnungsfähigkeit“ befinden können, sich dabei zu irrationalen Handlungen hinreißen lassen und Hemmschwellen abbauen. Nach einiger Zeit (wenige Monate) gewöhnt sich der Körper an diese Dosen, und ganz allmählich (laut WHO maximal nach 24 bis 36 Monaten) beendet das Gehirn diesen sensorischen „Rauschzustand“.


Quelle

Weiterführend:

Oxytocin gilt als bedeutsamstes Liebeshormon. Es wird vom Hypothalamus produziert und kann entweder im Gehirn selbst an bestimmten Nervenzellen wirken, oder im übrigen Körper, wenn es von der Hirnanhangdrüse in winzigen Mengen abgegeben wird und so ins Blut gelangt. Untersuchungen an Prärie- und Berg-Wühlmäusen lassen vermuten, dass das Hormon Oxytocin für Treue und soziale Bindungsfähigkeit verantwortlich ist. [...]

Quelle

"Der emotionale Trennungsschmerz wird vom gleichen (chemischen) Faktor im Hirn gesteuert wie körperlicher Schmerz", schreibt der Verhaltensneurologe Thomas Insel von den US-Gesundheitsinstituten (NIH) in Bethesda (Maryland) in einem "Science"-Begleitkommentar. Das hieße umgekehrt, dass Babys, die wohlig mit der Mutter kuscheln, die Liebe zu ihr ebenfalls über dasselbe chemische System im Hirn entwickeln.

Quelle

Erweiternd kann ich das Buch Chemie der Gefühle von Dr. Rauland empfehlen. Falls dich das noch nicht zufriedenstellt und du über die Laienliteratur hinaus greifbare Fachliteratur möchtest, so gibt es auch hier eine extrem breite Auswahl an einschlägigen wissenschaftlichen Aufsätzen und Werken, die ich dir ebenfalls heraussuchen könnte.