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Beerdigung und die gute Sitte - #2867003 - 21.09.2017, 14:31:22
Urinstinkt
​Alter Hase

Registriert: 08.04.2003
Beiträge: 538
Ort: Deutschland - Schwäbische Alb
Hallo ihr lieben.
Beerdigungen sind zum Glück nicht all zu oft.
Nun möchte ich morgen gerne zu einer Beerdigung meines Nachbars gehen.
Sicherlich kannten wir uns nicht gut, aber Nachbarschaftshilfe wurde hier groß geschrieben und ich möchte ihm ganz einfach die letzte Ehre erweisen.

Nun habe ich mir schon über die Bekleidung Gedanken gemacht und auch ein passendes Outfit.
Aber ich habe noch drei Fragen bei denen ich die Antwort nicht kenne:

A) Sollte ich mein Kind (4,5) mitnehmen, damit auch sie damit abschließen kann (Sie war immer drüben im Garten, weil es dort eine Schaukel gibt und hat ihn auch sonst immer freundlich gegrüßt oder mit ihm geredet). Sie ist ein sehr aufwecktes Kind, es ist der erste Todesfall, den sie überhaupt mitbekommen hat in ihrem Leben und sie weiß, dass der Nachbar oben im Himmel ist und dass wir Menschen die toten Körper unter der Erde vergraben. Die Beerdigung selbst ist eine Urnenbeisetzung, daher wird sie auch keine Leiche, einen Sarg oÄ. sehen. Das macht die Sache für sie vllt. nicht ganz so extrem. Der Nachbar hätte sich sicher darüber gefreut, wenn Kinder zu seiner Beerdigung kommen und seine hinterbliebene Frau liebt Kinder auch.

B) Kaufe ich Blumen? Wie groß muss sowas sein? Ein kleiner Strauß? Eine einzelne Blume?
Eine nette Aufmerksamkeit für den Toten, wie z.B. ein Gedenkstein, ein Kronkorken von seinem Lieblingsbier, etc. Ich bin mir total unsicher!

C) Ein Kondolenzbuch liegt aus, soll man der hinterbliebenden Ehefrau noch eine separate Trauerkarte in die Hand drücken? Legt man solch einer Karte Geld bei? Fragen über Fragen :-D

Ich freue mich, wenn ihr mir erzählen könnt wie sowas abläuft, was da der gute Ton ist, wie ihr es machen würdet.
Ich war bislang *Toi Toi Toi* nur auf 2 Beerdigungen und kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern!
_________________________
Je mehr Käse, desto mehr Löcher. Je mehr Löcher, desto weniger Käse. Fazit: Je mehr Käse, desto weniger Käse!

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Re: Beerdigung und die gute Sitte [Re: Urinstinkt] - #2867004 - 21.09.2017, 14:44:46
kimschi

Registriert: 17.12.2007
Beiträge: 3.698
Ort: Baden-Württemberg
Ich war selber noch nie auf einer Beerdigung, aber wozu ich höchstens was sagen könnte bzw denke. wäre zu A).
Ich als Sozialpädagogin (Höhö das wollte ich schon immer mal sagen) denke, dass musst du je nach Tageslaune deines Kindes abhängig bzw. da sie ja "schon" 4,5 ist sogar Fragen ob sie daran teilnehmen möchte. Generell sollte auch ein Kind "lernen" mit Trauer umzugehen und das auch der Tod zum Leben dazu gehört. Demnach ist es natürlich auf keinem Fall verwerflich sein Kind dort mit hinzunehmen, wenn dein Kind auch Kontakt zum Nachbar hatte und es auch eine Verbindung zu ihm hatte. Am Ende bleibt die Entscheidung aber natürlich trotzdem bei dir! :)

Und mein Beleid nochmal an dich und die Familie des Nachbarn.
_________________________
"You can't explain what's going on in your brain!" - "Why don't you just try?"

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Re: Beerdigung und die gute Sitte [Re: kimschi] - #2867006 - 21.09.2017, 15:02:32
JagAdministrator
​Knuddelsteam
(Community Management)

Registriert: 08.04.2003
Beiträge: 14.645
Hey :)

Also zu A) würde ich ebenfalls sagen - du kannst die kleine auf jeden Fall mitnehmen. Es gehört nunmal zum Leben dazu, auch wenn es natürlich nichts schönes ist. Aber wenn sogar der Kontakt da war, dann schadet es sicher nicht, sie an das Thema heranzuführen. Allerdings würde ich im Vorfeld ausführlich mit ihr sprechen, dass sie weiß, was sie dort erwartet.

Zu B)
Kommt immer drauf an wie das Verhältnis etc war. Als Angehöriger gehört sich da schon ein Kranz, als Nachbar würde ich so eine einzelne Rose mit Schleife holen (jeder Florist weiß da bescheid), sofern man denn ans Grab gehen möchte und sich dort verabschieden mag (also mit dem reinwerfen der Rose und Erde auf die Urne). Wenn man das nicht machen möchte und während der Beerdigung nicht an das Grab geht, braucht man nicht zwingend irgendetwas.

C)
Ein Kondolenzbuch ist ja eher dafür da, dass man weiß, wer alles da war. An so einem Tag verliert man da schnell den Überblick. Wenn das Verhältnis gut war, dann würde ich da schon eine Karte holen und bei Bedarf ein paar Euro reinlegen und ihr geben/einwerfen.

Jag

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Re: Beerdigung und die gute Sitte [Re: Urinstinkt] - #2867008 - 21.09.2017, 15:12:48
Dave20009
Nicht registriert


Ich war schon auf 3 Beerdigungen (von einer hier aus dem Ort, von meiner Tante und von meinem Nachbar), daher kann ich nur erzählen, wie das hier bei uns abläuft, vllt ist das von Ort zu Ort ja anders?

Antwort auf: Svenja-14
A) Sollte ich mein Kind (4,5) mitnehmen, damit auch sie damit abschließen kann (Sie war immer drüben im Garten, weil es dort eine Schaukel gibt und hat ihn auch sonst immer freundlich gegrüßt oder mit ihm geredet). Sie ist ein sehr aufwecktes Kind, es ist der erste Todesfall, den sie überhaupt mitbekommen hat in ihrem Leben und sie weiß, dass der Nachbar oben im Himmel ist und dass wir Menschen die toten Körper unter der Erde vergraben. Die Beerdigung selbst ist eine Urnenbeisetzung, daher wird sie auch keine Leiche, einen Sarg oÄ. sehen. Das macht die Sache für sie vllt. nicht ganz so extrem. Der Nachbar hätte sich sicher darüber gefreut, wenn Kinder zu seiner Beerdigung kommen und seine hinterbliebene Frau liebt Kinder auch.

Ein Kind zu einer Beerdigung mitnehmen, sollte kein Problem sein. Hier bei mir im Ort ist vor einigen Jahren ein 6 Jähriges Kind gestorben (in der Badewanne ertrunken), auf der Beerdigung war seine gesamte Kindergartengruppe (3-6 Jährige Kinder), von daher denke ich, sollte dies kein Problem sein, sofern das Kind sich zu benehmen weiß.

Antwort auf: Svenja-14
B) Kaufe ich Blumen? Wie groß muss sowas sein? Ein kleiner Strauß? Eine einzelne Blume?
Eine nette Aufmerksamkeit für den Toten, wie z.B. ein Gedenkstein, ein Kronkorken von seinem Lieblingsbier, etc. Ich bin mir total unsicher!

Das musst du selbst entscheiden. Man kann eine Blume oder Blumenstrauß mitnehmen, muss man aber nicht! Wenn du das natürlich möchtest, steht dem nichts im Weg. Als mein Nachbar vor 2 Jahren gestorben war, war ich zwar auf der Beerdigung aber eine Blume o.ä. habe ich nicht aufs Grab gestellt (war auch Urnenbeisetzung). Auch habe ich mir nichts besonderes angezogen, ich habe mich ganz normal gekleidet, so wie wenn ich auch in die Stadt gehen würde etc. aus dem einfachen Grund: Er war zwar der Nachbar aber kein Familienangehöriger, Verwandter etc. Hier bei uns ist nur die Familie, Verwandtschaft usw. entsprechend schwarz und sehr gut gekleidet. Die Nachbarn etc. sind meistens normal gekleidet. Das heißt jetzt nicht, dass man dort in Jogginghose, Jogginganzug, Schlabberlook o.ä. auftauchen sollte, das wäre ein NoGo!

Antwort auf: Svenja-14
C) Ein Kondolenzbuch liegt aus, soll man der hinterbliebenden Ehefrau noch eine separate Trauerkarte in die Hand drücken? Legt man solch einer Karte Geld bei? Fragen über Fragen :-D

Hier bei uns schreibt man immer Trauerkarten und wirft die dann bei der Familie in den Postkasten bzw. auf dem Friedhof in ein separaten Kasten, der meistens in der Leichenhalle dann aufgestellt ist. Ein Karte direkt in die Hand drücken macht hier bei uns niemand (soweit ich weiß), das wird nur bei Taufe, Kommunion, Firmung, Hochzeit so gemacht aber bei Trauer nie. Die meisten hier legen der Karte auch Geld bei 5-50€, kommt halt drauf an, wer das war, wie nahe man sich stand etc. je näher man sich stand, umso mehr Geld legt man bei (sofern finanziell natürlich möglich!).

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Re: Beerdigung und die gute Sitte [Re: Jag] - #2867013 - 21.09.2017, 15:57:28
BloodyRebirth
​humorlos.

Registriert: 05.08.2005
Beiträge: 3.642
Ort: Recklinghausen
Hallo,

Ich kann dir nur sagen, wie es bei mir und meinem Vater war. Ich weiß nicht, was ihr für ein Verhältnis hattet und wie gut ihr euch kanntet, aber wir haben bei meinem Vater explizit darum gebeten, dass kein schwarz getragen wird. Es waren beinahe 200 Leute in der Kirche und glücklicherweise hat sich auch wirklich ausnahmslos jeder daran gehalten. Es war auch in der Traueranzeige entsprechend vermerkt. Wir wollten auch keine Blumen und wir hatten kein Kondolenzbuch, weil wir anschließend nicht lesen wollten, wer denn alles um ihn trauert, denn das wäre nicht Sinn der Sache gewesen. Allerdings hat sein Arbeitgeber damals in seinem Büro ein Kondolenzbuch ausgelegt, damit die ganzen Mitarbeiter sich nochmal verewigen können und das haben wir dann meiner Oma, seiner Mutter, geschenkt.

Ich würde dir also raten, dass du einfach mit der Familie deines Nachbarn sprichst. Wenn es keine Traueranzeige mit irgendwelchen Bedingungen gab, dann können die dir im "Idealfall" sagen, wie sie sich das wünschen, ob die Geld für Spenden haben wollen (wir wollten zum Beispiel einen kleinen Zuschuss für den Grabstein und deswegen auch keine Blumenspenden) und wie das Outfit sein sollte. Klassisch wäre natürlich schwarz und vor allem gediegen. Du bedeckst in der Kirche bitte Knie und vor allem Schultern, sollte es denn eine Messe geben, aber davon gehe ich einfach mal aus.

Du kannst natürlich eine Trauerkarte schicken, aber die schickt man dann auch, die drückt man den trauernden Leuten nicht in die Hand. Ich glaub, ich hätt irgendjemanden geschlagen, wenn er mir eine Karte in die Hand gedrückt hätte und wir haben explizit darum gebeten, dass von Trauerbekundungen bitte abgesehen wird. Wenn du das also tun möchtest, dann wirf sie in den Briefkasten, manche Leute "freuen" sich letztendlich doch darüber, dass man an ihren Angehörigen denkt und lesen das im Nachhinein noch hin und wieder. Wenn du Blumen kaufen möchtest, lass dich am besten beim Floristen beraten und nimm ein ganz kleines Gesteck, das du später mit ans Urnengrab stellen kannst. Mach nichts, was die Trauernden dazu bringt, sich mit irgendetwas in ihren Händen beschäftigen zu müssen, denn glaub mir, du hast dafür keinen Kopf und das landet sonst in der Ecke. Wenn du allerdings sowas wie den Kronkorken des Lieblingsbiers hast - Super! Mach das, leg das mit ans Grab. Wir haben meinem Vater ganz viele verschiedene Nilpferdfiguren geholt und mit dazu gelegt, auch das letzte Buch, das er gelesen hat.

Und: Ich möchte nicht böse sein, wirklich nicht, aber ich war unheimlich froh, dass auf der Beerdigung meines Vaters kein Kind mit anwesend war. Ich hätte es natürlich nicht verbieten können, aber wenn du eh schon wirklich wirklich am Tiefpunkt bist und es laufen da Kinder rum, die nicht verstehen, dass getrauert wird, dass das kein Freudentag wird (egal wie schön wir versucht haben das zu gestalten), die lachen, die schreien, die rennen - das wär der Horror für mich gewesen. Wenn du also weißt, dass sich deine Kleine nicht benehmen kann, dann lass es. Wenn sie wirklich gesittet und still sitzen kann, dann klar, nimm sie mit. Auch in dem Alter hat man vielleicht zumindest ein Gefühl für Ernsthaftigkeit und Kummer. Aber das musst du im Vorfeld entscheiden.

Du siehst, es ist bei uns alles ziemlich anders gelaufen als das vielleicht auf klassischen Beerdigungen der Fall gewesen wäre, aber Papas Lebensmotto war auch einfach "anders als andere" und wir haben uns versucht daran zu halten. Wir haben auch Luftballons am Friedhof steigen lassen, um "loszulassen" mit Grußbotschaften und alles war bunt und nach Möglichkeit irgendwie "fröhlich", soweit es dem Anlass entsprechend ist. Versuch einfach es den Angehörigen so einfach wie möglich zu machen. Mein Rat wäre: Schwarz und gediegen gekleidet, kleine Blume und/oder eben persönliches Geschenk wie sowas mit dem Bier, aber das nur ans Grab legen, eine Karte höchstens per Post und die Kleine Zuhause lassen.
_________________________
just for the record: the weather today is slightly sarcastic with a good chance of disinterest in what the critics say.

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Re: Beerdigung und die gute Sitte [Re: BloodyRebirth] - #2867027 - 21.09.2017, 17:17:16
Vicktori
​» Flupp

Registriert: 28.07.2008
Beiträge: 3.012
Ort: Niebüll
Tag, ich kann dir sagen wie es bei der Beerdigung meiner Oma war. Sie hatte auch eine Urnenbeisetzung.

Punkt A: Nehm sie ruhig mit. Erklär ihr aber genau wie das ablaufen wird.. Rede vom Priester, Familie und dann zum Grab mit der Urne... das würde ich halt machen.

Punkt B: Also bei uns hatten wir Familienmitglieder Rosen, die wird mit reingeworfen haben. Die anderen nicht.. Allerdings ist das eine Entscheidung der Familie.. Ich würde da mal nachfragen, ob das in Ordnung wäre oder eher gewünscht ist.

Punkt C: Im Kondulenzbuch eintragen und dann zu den Familienmitglieder laufen und dort nochmal Beileid bekunden, dass reicht aus.. Ich hab das bisher auch nie mitbekommen, aus meinem Freundeskreis, dass da jemand Geld zugesteckt hat.. Ich denke mal, eine Karte schreibt man auch nur, wenn man selber nicht bei der Beerdigung war..

Und wir haben alle schwarz getragen..

Das sind alles meine "Erfahrungen". Mehr kann ich da auch nicht zu sagen.. Ich denke auch, dass es kaum ein richtig oder falsch gibt. :x

Gruß Paul
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Dumme Frage, dumme Antwort :-D

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Re: Beerdigung und die gute Sitte [Re: Vicktori] - #2867053 - 21.09.2017, 20:13:43
Der Benny Do
Nicht registriert


Ich war auch schon auf mehreren Beerdigungen und ich muss sagen, dass man sich um Kinder viel weniger Sorgen machen braucht, als man annimmt.

Auf all den Beerdigungen auf denen ich gewesen bin, wo auch Kinder waren, fahre den kleinen schon bewusst, dass die Person einfach nicht zurückkehren wird. Die Kinder waren auch immer sehr gefasst und aufgeklärt.

Sie sind manchmal viel erwachsener als man selber ist. Zumindest kann es einem wirklich so vorkommen.

Ich selber bin der Meinung, dass man Kinder auf jeden Fall auch in dem Alter zu einer Beerdigung mitnehmen kann oder sollte. So können die Kinder auch, wie du es schon sagst, damit abschließen und so lernen sie auch mit dem Tod bekannter und oder geliebter Menschen umzugehen. Bei einem Nachbarn ist das vielleicht sogar noch viel einfacher, als wenn es gleich die eigenen Eltern sind oder die Geschwister.

Ob man nun Karten schreibt weiß ich ehrlich gesagt nicht, auf meinen Beerdigungen gab es diese eigentlich nicht. Vielmehr hat jeder in das Kondolenzbuch geschrieben. Sicherlich kann man auch Geld beilegen. Also eine Beerdigung ist ja nicht gerade kostenlos und dadurch kann man den Angehörigen mit Sicherheit helfen. Aber ob das irgendwo üblich ist, weiß ich absolut nicht. Theoretisch könnten die Angehörigen das auch als Affront auffassen.

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Moderator(en):  Misterious, Plueschzombie