Bin ehrlich erstaunt wieviele doch ihr Leben über Arbeit definieren.
Ich persönlich arbeite um zu leben und nicht andersrum. Wenn deine Bekannte nicht vollzeit arbeiten möchte ist das auch ihr gutes recht.
Leider definiert sich unsere Gesellschaft zu sehr über arbeit. Wer viel arbeitet und viel verdient ist mehr wert als jemand der wenig oder gar nicht arbeitet. Das ist auch einer der Gründe wieso z.b. Berufe auf dem sozialen Sektor oft so schlecht angesehen sind. Oder wieso Rentner oft nur als belastung für die gesellschaft angesehen werden.

Jeder der hier tönt das man ja arbeiten muss sollte sich mal unsere gesellschaftliche Entwicklung der letzen jahrhunderte anschauen. Und sollte dann auch mal einen Blick in die zukunft werfen.
Die Weltbevölkerung wächst und wächst. Gleichzeitig gibt es immer mehr Bereiche die immer mehr automatisiert werden.
Bisher beschränkte sich das ganze auf einfache arbeiten und meißt unter kontrolle eines menschen.
Als kleines Beispiel seien hier z.b. Schweißarbeiten aufgeführt. Früher wurde das alles komplett von menschen erledigt, dann wurden einfache schweißarbeiten teilautomatisiert. Mittlerweile sind wir hier auf einem stand der es erlaubt das z.b. autos zu 90% vollautomatisch verschweißt werden. Diese entwicklung wird anhalten und immer mehr bereiche, und nicht nur einfache tätigkeiten, werden früher oder später vollautomatisch ablaufen, ohne großes zutun von menschen. Die sind dann bestenfalls für wartung und reparatur zuständig, aber selbst hier arbeitet man an systemen die ohne menschen funktionieren.
Die informationstechnik und robotik entwickelt sich immer weiter und wird in immer mehr bereichen den menschen praktisch überflüssig machen.

Es gibt aktuelle studien die belegen das in ca. 20 bis 30 jahren bis zu ca. 75% der menschen bzw. deren arbeitskraft schlicht nicht mehr erforderlich sein wird um die wirtschaft am laufen zu halten.

Neue beschäftigungsmodelle, ein umdenken in der gesellschaft sowie konzepte zur sicherung des überlebens jedes einzelnen werden so oder so notwenig werden.
Vom 8,9,10 stunden vollzeit job wird man sich wohl verabschieden müssen.

Allerdins ist es schwer denkmuster aufzubrechen die über jahrzehnte in die köpfe gehämmert wurden.

Ich persönlich hab kein Problem mit Menschen die nicht gern vollzeit arbeiten gehen wollen und/oder sich für einen hungerlohn totackern wollen.
Es gab schon immer einen gewissen teil der bevölkerung der sich mit weniger zufrieden gegeben hat und dafür dann auch weniger oder gar nicht arbeiten gegangen ist. Wer mit knapp 400 euro + miete & co. im monat zufrieden ist dem sei es gegönnt. Menschen mit sanktionierung oder sonstwas zum arbeiten zwingen zu wollen ist meiner meinung nach absolut abartig. Gerade in dem Kontext das es genug andere gibt die gern arbeiten wollen.

Das hier ist nur ein kleiner, wohl auch eher philosophischer, anriss zu dem ganzen Thema, das ist alles so komplex das man da haufenweise Bücher drüber schreiben könnte und wohl immernoch nicht jeden aspekt beleuchtet hätte.
_________________________
Orwell war ein Optimist
________

„Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“
- Henry Ford