Zitat:
Warum sind dann die Staaten mit der geringsten Anzahl an aktiven Gläubigen die friedfertigsten, und die mit der größten Masse an stark Gläubigen objektiv sehr kriegerisch ?

Betrachte es mal ein bisschen differenzierter. Das Problem ist nicht Glaube an sich, sondern moralisierter Glaube - eine in der Tat hochexplosive Mischung.
Eine Erhöhung der Anzahl an amoralischen aktiven Gläubigen würde die Friedfertigkeit hingegen ebenfalls erhöhen.


Zitat:
Deine Gleichung geht bei weitem nicht auf, es gibt Millionen von Menschen die sich nicht an Gott oder irgendwelche Götter hingeben müssen um eine Moral zu gewähren.

Abgesehen davon, dass ich nicht von Moral, sondern von Ethik geredet habe... komm mir bitte nicht mit Statistik. Ein einziger, der das sehr wohl muss, reicht aus, um die Möglichkeit einer allgemeinen atheistischen Ethik zu diskreditieren.


Zitat:
Ich brauchte nie eine Vorstellung von Gott oder Göttern, oder gar als Argumentation das andere dessen Schöpfung sind, da ich sowieso nicht an Genesis glaube. Das wir heute den Begriff unveräußerliche Rechte kennen, ist kein Verdienst eines Schöpfers sondern derer vieler millionen Menschen die dafür kämpfen mussten.

Ich akzeptiere und respektiere das Recht auf Leben anderer da ich diese als Menschen sehe, das reicht.

Wenn du ohne den Glauben an Gott an die Existenz von Menschen glauben kannst (ja, glauben - von "wissen" kann da nämlich kritisch betrachtet keine Rede sein), sei dir das unbenommen. Ich kann es nicht.

Den Glauben an deine Existenz kann ich nur aus dem Glauben an Gott, der dich als sein Kind erschaffen hat, ableiten; entfernt man bei mir die Basis in Gott, dann verlierst du alle Rechte in meinen Augen ("unveräußerliche" oder sonstige), weil ich niemals sicher sein kann, dass du überhaupt existierst.

Sicherheit über die Existenz kann ich nur bei mir selbst haben, d.h. wenn kein "allen gemeinsames Höheres" (sprich: Gott) existiert, bin ich eine "höhere" Existenzform als du, woraus entsprechende Rechtsprivilegien von mir über dich und "alle deiner Art", sprich, jeden außer mir selbst, abzuleiten sind.

Ohne Gott existiert für einen Solipsisten wie mich keine Kategorie, die sowohl mich als auch dich umfassen würde; mit Gott existiert sie sehr wohl. Das Wort "Mensch" bedeutet entweder "Kind Gottes", oder es ist bedeutungsleer.

Wie du siehst, ist für Menschen wie mich der Glaube an Gott eine Frage von Leben und Tod, und zwar nicht nur des eigenen Lebens und des eigenen Todes.


Zitat:
Aber ich finde es schade Myst, das du Atheismus mit politischen Führungssystem verwischst oder gar vergleichst, vorallem das 3. Reich, hier wurde gewaltig viel Esotherik und Religiösität teils neu erschaffen, das ist geschichtlich völlig falsch hier einen Atheismus zu suchen, gar ihn für etwas verantwortlich zu machen.

Ich bitte dich... Selbstverständlich ist der Nationalsozialismus atheistisch. Als ob der Führer noch eine höhere Instanz über sich geduldet hätte... rolleyes

Totalitäre Staatssysteme à la Hitlerismus und Stalinismus sind Pseudo-Religionen, das ist korrekt (vielleicht hast du überlesen, dass ich genau das in meinem Post sagte) - aber ihre Bibel ist das Parteiprogramm, ihr "Messias" ist der Führer/Parteichef/whatever, ihr auserwähltes Volk die, die den Vorstellungen dieses "Messias" über die korrekte Zugehörigkeit zu Rasse/Klasse/whatever entsprechen. Einen Gott über dem Parteichef gibt es dort nicht.

Im Gegenteil - der Glaube an einen allen Menschen gemeinsamen, allliebenden Schöpfer würde die Aufteilung in verschiedene "Arten" von Menschen hinfällig werden lassen, und den Betreffenden die in totalitären Systemen systemimmanent notwendige Gewalt gegen Abweichler unmöglich machen - genau deswegen achten Diktatoren doch darauf, in ihren Systemen möglichst keine andere Religion zuzulassen.

Zudem gebe ich zu bedenken, dass nicht ich "Atheismus mit politischen Führungssystemen verwische", sondern dass dieser Gedanke aus dem Post von brazil slave stammt:

Zitat:
Ein [color:"blue"]allgemeiner weltweiter Atheismus[/color], was natürlich unmöglich wäre, würde also zu höherer Sicherheit führen, der ganze Anti-Terror-Überwachungsstaat-Krams wäre unnötig und somit könnte man sich auf dass essentielle Konzentrieren, man hätte mehr Geld für Forschung und Ausbildung da die Sicherheits und Militärausgaben drastisch reduziert werden könnten...
[Hervorhebung von mir]

Erklär mir mal bitte, wie du dir einen "allgemeinen weltweiten Atheismus" vorstellst, wenn du diesen nicht im politischen Führungssystem verankerst - das auf gar keinen Fall ein demokratisches sein könnte, wenn es die Ausrichtung auf eine bestimmte Religion verlangt, egal ob nun Atheismus, Christentum, Islam, die Pseudo-Religion einer totalitären Partei oder whatever.

Der Gedanke eines atheistischen Staatssystems sollte für jeden, der Demokratie ernst nimmt, ein Greuel sein. Wer sich nach solchen Systemen sehnt, sollte sich mit Kritik an islamistischen Gottesstaatbestrebungen ebenso wie am Nationalsozialismus sehr bedeckt halten... ansonsten "zeigen da drei Finger auf ihn selbst zurück".