Zitat:
Ich frage mich warum nicht simple Argumente wie gesellschaftlicher Zusammenhalt, Sicherheit nie als Argumente statt Gott gelten können?

Weil für einen Solipsisten so etwas wie "gesellschaftlicher Zusammenhalt" nicht existiert... Da sind nur die eigenen Wünsche/Bedürfnisse - der Rest ist irrelevant, da nicht real vorhanden.

Zitat:
Töte ich einen kommen evtl. Rachegedanken Angehöriger, Gemeinschaft ist getrübt usw. alles Nachteile.

Dazu muss man erst mal an die Existenz anderer vernunftbegabter, fühlender Wesen glauben, und sich irgendeiner Form von Gemeinschaft zugehörig fühlen... das ist für ein beständig vom Solipsismus bedrohtes Individuum wie mich alles andere als selbstverständlich.
Menschenrechte (z.B. das Recht auf Leben) kann man nur solchen Personen zugestehen, an deren Existenz man auch glaubt. Voraussetzung für den Glauben an die Existenz anderer Menschen (für die ich keinen Beweis habe und auch nie haben kann) ist der Glaube an eine Instanz objektiver Realität, innerhalb derer andere "Bewusstseine" (wie das einzige, dessen Existenz ich mir sicher sein kann: mein eigenes) existieren. Eine solche Instanz ist Gott - das Objektive, der Ursprung, whatever you name it. Aus diesem Glauben kann ich dann ableiten, dass andere Menschen ein solches, meinem eigenen gleichgelagertes Bewusstsein, Schmerzempfinden etc. besitzen können, was aber immer ein unbewiesener und unbeweisbarer (quasi-)religiöser Glaube bleibt. Alles Verhalten, das die Wünsche und Bedürfnisse eines anderen Wesens in Betracht zieht, basiert daher auf religiösem Glauben.
Ich würde sogar die These aufstellen, dass ein Nicht-Solipsist ebenfalls nur quasi-religiös motiviert ethisch handeln kann - er glaubt (wahrscheinlich unbewusst, aber auf jeden Fall unbewiesenermaßen) daran, dass seine Sinneseindrücke eine "objektive" Außenwelt widerspiegeln... ein Glaubenssystem, das ich persönlich nicht nachempfinden kann.
Als Solipsist wäre ich ohne Gott allein in diesem Universum, dessen Zentrum mein Geist ist und das ansonsten vollkommen leer ist. In meiner Wahrnehmung bestünde in dem Fall kein nennenswerter Unterschied zwischen dem Mord an einem Menschen und dem Ausknipsen eines Lichtschalters. Um in deinem Beispiel zu bleiben: Wenn mir andere Personen Stress machen, nachdem ich ihren Angehörigen ausgeknispst habe, knipse ich die halt auch aus... Womit der oben benannte Nachteil effizient beseitigt wäre.

Zitat:
Ich brauche kein göttliche Rechtfertigung in der moderne mehr um gegen einen Mord ethisch zu argumentieren.

Du vielleicht nicht... der Punkt ist, dass du diese Fähigkeit nicht bei jedem als selbstverständlich voraussetzen darfst.
Wer ohne Gott ethisch zurande kommt, den versuche ich bestimmt nicht zu bekehren... die Gesellschaft als Ganzes jedoch kommt ethisch nicht ohne Gott aus, da es Menschen wie mich gibt, die ohne Gott überhaupt nicht in eine Gesellschaft integrierbar wären, an deren Existenz zu glauben sie nicht in der Lage sind.