Aneinanderreihungen von Buchstaben, Syntax, Zeichensetzung, Grammatik: Fremdworte für den Knuddel-Normal-Chatter, vor denen er nur all zu gerne die Flucht ergreift.
Sätze werden auf das Minimum beschränkt, Zeichensetzung wird komplett ignoriert und den Sinn hinter den meisten Aussagen der anwesenden Knuddelschatter, sucht man hier vergeblich. Nichtsdestotrotz, Knuddelssprache muss gelernt sein, denn die üblichen Regeln deutscher Sprache gelten in diesem äußerst mysteriösen Ort nicht: ‘g‘ ist ‘q‘, ‘s‘ wird zu ‘z‘ und Groß- und Kleinschreibung wird von den Chattern scheinbar nur noch willkürlich betrieben - dAs DaBeI hÄuFiG sO eIn MiScHmaScH wIe DiEsEr EnTsTeHt ist daher nicht verwunderlich. Was jene Chatter jedoch mit dieser „Geheimsprache“ bezwecken wollen ist fraglich. Politiker fürchten eine Rebellion gegen den Staat, die es schnellstens zu unterbinden gilt, Sprachwissenschaftler erahnen eine Anarchie der Sprache und Psychologen sprechen von einem normalen Abkapselungsprozess, den jeder Jugendliche einmal vollzieht. Einige berichten von einer Art Gehirnwäsche, einem Sog, der einem dort widerfährt und dem sich nur die wenigsten entziehen können. Andere meinen, man solle aufhören Ausreden für die Verdummung der Gesellschaft zu suchen und endlich Maßnahmen ergreifen. Sonst sei es zu spät.
Aber nicht nur der Zerfall der Sprache gibt Anlass zur Sorge: Umfragen bestätigen, dass 30 % der Menschen, die an Augenkrebs leiden, in Knuddels registriert sind. Als Grund wird zum einen die ständige Konfrontation mit diversen Schriftfarben und Größen genannt, die Augenflimmern verursachen, zum anderen wird von regelrechten Augenschocks beim Öffnen einiger Homepages und Profile berichtet. Ein rascher Anstieg der Augenkrebserkrankenden ist bei gegebenen Umständen zu erwarten – so zahlreiche Ärzte. Ehemalige Knuddelschatter, die nun mit Augenleiden zu kämpfen haben, ziehen vor Gericht und verlangen Schmerzensgeld. Straßenrandeleien konnte die Polizei nur mühsam verhindern. Man habe sie ohne Warnung ins Unglück laufen lassen. Mit der Registration sei ihr Schicksal besiegelt worden, aus welchem sie sich nicht mehr haben retten können.
Knuddelsverteidiger meinen, dass es schließlich sogenannte CM’s (Channelmoderatoren) gäbe, die für Zucht und Ordnung im Chat sorgen sollen. Es gäbe feste Regeln, an die man sich zu halten habe. Irritierend ist jedoch die Zahl, die sich in der Klammer hinter dem Nick befindet: 12, 13, 14 … scheint denn hier keiner der Ordnungshüter über 14 zu sein? Fakt ist, dass es schwer fällt einem 12 Jahre alten Knirps, der als
CM seine Berufung findet, den nötigen Respekt zu erweisen. Auch die Auswahlkriterien eines CM’s sind fragwürdig – schließlich wird nicht die Kompetenz des Chatters überprüft, sondern an der Beliebtheit gemessen, wer sich letztendlich
CM nennen darf. Ergo wird ein Chatter zum
CM ernannt, der sich der großen Masse anpasst und somit bei den meisten gut Freund ist. Für gute Freunde ergreift ein
CM daher so manches Mal Partei in Sachen Regeln und drückt ein Auge zu. Ein Auge zu viel.
Folglich fühlen sich Chatter ungererecht behandelt, was dazu führt, dass Regeln nicht mehr eingehalten werden, was wiederum dazu führt, dass sich Leute darin bestätigt fühlen auch keine Regeln einzuhalten. Wozu auch? Ist es nicht vollkommen irrelevant, was man tut, wenn eine Sperrung nur aus Willkür geschieht?
Ärzte fordern die Schließung der Homepages, bei denen Verdacht auf Augenkrebserregung besteht. Vor allem von Homepages ist die Rede, auf denen blinkende Bildchen, pinke Schriftzüge und eine Kombination von diesen erscheinen – diese seien für das menschliche Auge besonders gefährlich.
Dennoch erhoffen sich zahlreiche Unternehmen aus den misslichen Umständen Profit zu schlagen: Für 2009 sind spezielle Brillen geplant, die unser Auge vor den augenkrebserregenden Strahlen schützen sollen.
(Und ich spreche aus Erfahrung.)
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