Naja Weisheitszähne sind so ein Ding. %-)

Ich persönlich kann nur schlechtes erzählen.

Mir wurden Anfang Juli (ich glaub es war der Zweite...) die Weißheitszähne rausgemacht - alle Vier.
Beschwerden hatte ich zuvor eigentliche nur ein leichtes Druckgefühl hinter den letzten unteren Backenzähnen.
Eigentlich sprach man anfangs nur von den unteren beiden, da meine untere Zahnreihe sowieso schon sehr eng aneinanderliegt und ein weiteres verschieben vermutlich zu einer seeeehr ausgeprägten Zahnfehlstellung geführt hätte. Aufgrund dessen, dass ich einerseits Krankenhäuser hasse und andererseits ungern von Leuten im Mund begrabscht werde, während ich voll betäubt bin, habe ich mich für eine örtliche Betäubung beim Zahnarzt entschieden. Als ich dann auf diesen schrecklichen Stuhl, Lehne, was auch immer Zeugs saß, oder lag oder wie man das immer nennen möchte, meinte der Zahnarzt "Sollen wir alle 4 rausmachen"... was mir in dem Moment relativ recht war, dann hat man sie alle aufeinmal los und nicht später vielleicht nocheinmal so eine ... absolut tolle OP.

Naja, er fing dann an zu betäuben, was meiner Ansicht nach eines der schlimmsten Gefühle überhaupt ist, ersteinmal diese schreckliche riesige Spritze (und normal bin ich kein Mensch der wegen Spritzen jammert) wie man richtig merkt wie sie sich durch die Zahnfleischschichten bohrt, dann dieses scheuslige betäubte Gefühl, hängende Lippe, Taube Backen, Zungen bis zur Nasenspitze hoch, einfach Horror! Naja, der erste Zahn ging relativ leicht raus, da war ich schon fast erleichtert und hab mich in 20 Minuten schon freude taumelnd aus dem Horrorhaus schlendern sehen, doch dann kamen die anderen 3 Zähne. Alle drei noch komplett im Knochen, unter den anderen Backenzähnen verhackt, der Arzt drückt einen in den Stuhl, er schneidet das Zahnfleisch auf, bohrt (würg), bohrt (würg) nimmt so ein komisches Hebel ding, man wird richtig in den Stuhl gepresst (zu dem Zeitpunkt müssten auch meine Lippenränder gerissen sein, ich habs zum Glück net gespürt wegen Narkose) und hört den Knochen knacksen, dann ist es aber immer noch nicht vorbei, er muss den Zahn noch irgendwie unter dem anderen raus bekommen... und das insgesamt dreimal.

Nachdem alles vernäht war, ich völlig Gesichtstaub und innerlich zerbrochen (wie der Knochen über den Zähnen...), nach Hause ging dacht ich das schlimmste wär vorbei... nein! Den Weg vom Zahnarzt (ca. 30 Minuten) bis nach Hause habe ich die Backen nicht gekühlt und auch Daheim waren nur diese komischen Kälteklötze die man in Gefriertaschen wirft da... mit denen habe ich dann versucht grob zu kühlen, bis die frisch gekauften Kältepads endlich gefrohren sind, naja bin dann relativ schnell eingeschlafen und als ich ca. 5 Stunden später wieder aufgewacht bin, war die Narkose weg, der Schmerz da und das Gesicht völlig verschwollen - bis zum Wangenknochen. Das hat sich in den nächsten zwei Tagen noch verstärkt, ich bin mit einem Handtuch überm Kopf im Auto zum Zahnarzt gesessen, weil mir das so unangenehm war und ich selbst hätte heulen können, einerseits vor Schmerzen und andererseits weils eben wirklich eine Entstellung ist, die die erste Woche kein Stück zurück gegangen ist und man sich Fragt, ob man irgendwann wieder aussieht wie ein Mensch. Ich konnte die ersten 5 Tage meinen Mund nur ca einen CM weit aufmachen, was das ganze auch nicht erleichtert hat, die ersten 12 Tage nur Suppe und Babybrei (der war toll... endlich mal was anderes als Maggi) die ersten Pommes, Kartoffeln, das erste Schnitzel waren unglaublich, ein wahrer Geschmacksorgasmus.

Ab dem 7-8 Tag hat die Schwellung LANGSAM abgenommen, ab dem 12 Tag war ich wieder Menschentauglich, wenn auch immer noch etwas geschwollen. Ab dem 16-18 Tag hat man nichts mehr gesehen, wobei die häufigen Zahnarzt Besuche und die Suppenernährung an einem zerren. Meine Suppenphobie habe ich vor 3 Wochen endlich überwunden, aber ob ich Suppen jemals wieder mit den Augen, wie vor diesem düsteren 2 Tag im Juli sehen kann, ist unklar.

Das es bei mir solche extremen Ausmaße angenommen hat, liegt wohl daran, dass die Zähne noch größtenteils im Knochen waren und es ein regelrechter Kampf und Gewaltakt war, sie rauszubekommen. Noch dazu habe ich das Gesicht in den entscheidenden ersten Stunden nicht ausreichend gekühlt, was ein Grund für die starke, langanhaltende Schwellung sein könnte und irgendwo spielt sicherlich auch Pech oder Glück eine Rolle - so kenn ich Leute, die haben zwar "nur" zwei Weißheitszähne gezogen bekommen, waren aber schon am nächsten Tag wieder Menschen tauglich, wenn auch mit kleinen Sprach- und Essstörungen aber nichts weltbewegendes.

Ich persönlich bin sau froh, dass Zeugs hinter mir zu haben, war letzte Woche wieder beim Zahnarzt, nach diesen 18 Tagen Horror, kann mich so schnell nichts mehr schocken - zum diesmal Glück nur Kontrolluntersuchung. :-D

Wenn man kann würde ich empfehlen die OP nahe von Ferien/Urlaub zu legen, ich war relativ froh, dass meine OP nicht während der Schulzeit war, den wenn es einem selbst weh tut in den Spiegel zu schauen und so auch noch in die Öffentlichkeit muss, dass ist sicherlich kein Vergnügen.

Ob man die Weißheitszähne nun mit Vollnarkose oder Örtlicher Betäubung rausbekommen möchte und ob einzeln, im zweierpack oder alle aufeinmal ist jedem seine Entscheidung. Im Nachhinein bin ich sehr froh alle aufeinmal herausbekommen zu haben, den nach diesem "Schock" nocheinmal wegen den Weißheitszähnen zum Zahnarzt zu müssen, wäre für mich unverstellbar gewesen, wobei natürlich auch die Folgen der OP bei weniger Zähnen geringer ausfallen würden.


Bearbeitet von BlueSheep1 (08.12.2008, 03:01:32)